Konrad-von-Soest-Preis 2023
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe verleiht den Konrad-von-Soest-Preis, der mit 35.000 Euro dotiert ist, alle fünf Jahre an eine:n Künstler:in für besondere Leistungen auf dem Gebiet der Bildenden Kunst. Bisher wurden mit dem Preis unter anderem Josef Albers, Otto Piene, Hilla und Bernd Becher, Rosemarie Trockel, Johanna Reich, Andreas Siekmann oder Tatjana Doll ausgezeichnet. 2023 hat eine Fachjury die Künstlerin Esra Ersen als Preisträgerin ausgewählt. In Zusammenarbeit mit dem LWL-Museum für Kunst und Kultur richtet das Museum mit der Preisträgerin nun eine Ausstellung aus, die von thematischen Veranstaltungen flankiert wird.
Esra Ersen
Esra Ersen lebt und arbeitet in Berlin. Sie wurde 1970 in Ankara geboren und studierte in Istanbul und Nantes. 2019 wurde sie mit einem Stipendium der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo ausgezeichnet.
Die Ausstellung
Esra Ersen thematisiert in Fotografien, Videos und Installationen die Beziehung zwischen Individuum und Gesellschaft. Im Zentrum der künstlerischen Auseinandersetzung stehen Fragen zu Geschichte und historischen Perspektiven sowie die Kluft zwischen mündlicher Überlieferung und kollektiver Erinnerung.
In ihren Arbeiten macht Ersen widersprüchliche Aspekte der sozialen Wirklichkeit sichtbar und beschäftigt sich hierfür mit Alltagskultur, Bildungsstrukturen und kulturellen Symbolen im Wandel der Zeit. Die Frage nach Identität und wie diese konstruiert wird, kommt in ihrer künstlerischen Praxis immer wieder zum Tragen: Sowohl auf heitere als auch subversive Weise sucht sie Begegnungen mit Gemeinschaften wie Jugendbanden, Schulklassen, Geflüchteten oder Migrant:innen.
Ihre Arbeiten können als soziopolitische und kulturhistorische Untersuchungen verstanden werden, die in der künstlerischen Auseinandesetzung auffordern, die häufig von Klischees geprägte Wahrnehmung behutsam zu überdenken. Ersen bewegt sich in einem Zeithorizont, welcher mit der Republikgründung der Türkei beginnt, die 2023 ihren 100. Geburtstag feiert. Ihre Beobachtungen sind dabei über die Kulturräume hinweg übertragbar.
Die Ausstellung im Lichthof des LWL-Museum für Kunst und Kultur umfasst Fotografien, Objekte und Installationen sowie insgesamt drei Videoarbeiten, die in den letzten Jahren entstanden sind. Die Filme geben der Ausstellung auch ihren Titel: Mit »A Possible History III« präsentiert Ersen zudem eine neue Arbeit, die vom LWL-Museum für Kunst und Kultur koproduziert und in Münster erstmals gezeigt wird.
Kuratorin: Dr. Marianne Wagner