»I don’t ever want the art to be still, finished […] I want it to be available for somebody to do something else with it… [something] that I wouldn’t have thought of.«

Alison Knowles, 2003

Als Alison Knowles im September 1962 nach Wiesbaden kam, um gemeinsam mit George Maciunas, Dick Higgins, Nam June Paik, Emmett Williams, Ben Patterson und Wolf Vostell den Vortragsaal des Städtischen Museums für vier Wochenenden und vierzehn Aufführungen im Rahmen der »Fluxus Internationalen Festspiele Neuester Musik« zu bespielen, war sie 29 Jahre alt. Anders als es das Wiesbadener Publikum von den alljährlichen kaiserlichen »Mai Festspiele« kannte, war die damalige Konzertreihe ein integraler Bestandteil der radikale Abkehr von allem, was bis dato in der wohlhabenden und gemäßigten Kunst- und Politikszene nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs jemals erlebt worden war. Energetisch, an die Grenzen des vermeintlich »guten Geschmacks« gehend und den Besuch einer musealen Veranstaltung neu definierend, brach »Fluxus« mit den Konventionen und Erwartungen – so weit, dass einzelne Wiesbadener:innen die damaligen Ereignisse nur mit einem »Die Irren sind los« kommentierten.

Die bevorstehende Retrospektive dieser außergewöhnlichen Künstlerin präsentiert das umfangreiche Werk von Alison Knowles von frühesten Arbeiten bis in die Gegenwart. Dabei wirft die Ausstellung einen Blick auf die ideellen Aspekte der Fluxus-Bewegung und der Gedanken jenes Zeitgeists, betont aber vor allem Alison Knowles’ einfühlsame und poetische Kunst sowie ihren Blick auf die Welt. Bis heute gilt sie als eine der zentralsten Figuren der Fluxus-Bewegung, wohl auch, da ihr Kunstschaffen die erste Generation von Fluxus überdauerte, und sie sich neben ephemerer, performativer Kunst, ebenso in den Bereichen von Malerei, Druckgrafik, bis hin zu Skulptur und Installation, Klangarbeiten, Poesie und Publikation bewegte. Als einzige weibliche Mitbegründerin von Fluxus unterscheidet sich die Arbeit von Knowles von der ihrer männlichen Kollegen insbesondere durch ihr Interesse an Lebensmitteln und häuslichen Materialien und Aktivitäten, die sie als »Geheimnisse der gewöhnlichen Dinge« bezeichnet hat. Die daraus folgende, breite Palette ihrer künstlerischen Ausdrucksformen, verdeutlicht daher einmal mehr das breite Spektrum von Knowles mittlerweile mehr als 60-jähriger Tätigkeit, und die Interdisziplinarität, die sie sowohl im eigenen Kunstschaffen, wie im performativ partizipativen Spektrum formulierte.

»Listen as if you had never heard it;
look at it as if you had never seen it before.
Investigate again what you already know.«

Alison Knowles, 1975

Mit internationalen Leihgaben, darunter die raumgreifende Installation „The Boat Book«, bietet die Ausstellung einen seltenen Einblick in Knowles’ Werk in einer solch konzentrierten Form. Besonders hervorzuheben ist dabei auch »The House of Dust«, das seit 2021 dank des Projekts »tinyBE« auf dem Wiesbadener Kranzplatz zu bewundern ist. Bleibt gespannt!

Teile diese Veranstaltung
Details der Veranstaltung
Kommentar schreiben

Details der Veranstaltung