Ab den 1960er Jahren tauchen Konsumgüter und Werbedesign in der Kunst immer prominenter auf. Was im Nouveau Réalisme als Teil von Akkumulationen begann, wurde schliesslich zum Hauptmerkmal der Pop-Art: die Umwandlung von Alltagsobjekten in Kunstwerke. Ihren Ursprung hatte diese Strategie in den Readymades von Marcel Duchamp ab 1913. Damals noch eine Randerscheinung, wurde das Vorgehen in der aufkommenden Konsumgesellschaft erfolgreich kopiert und massentauglich. Vermeintlich ohne sichtlichen künstlerischen Prozess, der als kreative Geste bis heute als Legitimierung der Kunst gilt, verstanden es die Künstlerinnen und Künstler der Pop-Art, sich Massenware und popkulturelle Bilder in bester kapitalistischer Logik anzueignen, um sie auf dem Kunstmarkt als limitierte Kunstwerke gewinnbringend zu verknappen. Die DNA der Konsumgesellschaft wurde visuell wie ökonomisch unverhüllt in die Kunstwelt integriert, womit sie dessen symbolisches Kapital auf die Probe stellte. Denn einerseits wurden die Produkte durch die Aneignung glorifiziert und zu Ikonen stilisiert, andererseits aber auch der plakative Optimismus und das Wohlstandsversprechen entlarvt. Die lapidare Appropriation, die als ambivalenter Kommentar zu Strategien kapitalistischer Bedürfnisgestaltung gelten kann, reicht bis zu einer Form von Luxusfetisch.

Seither hat in der bildenden Kunst die Auseinandersetzung mit der sich kontinuierlich verschärfenden Konsumspirale nicht aufgehört. Die Verquickungen von Kunst und Konsum finden ihren Ausdruck in den verschwommenen Grenzen zwischen Luxus, Gebrauchsgütern und Kunstwerken. Der Materialismus ist zu einer formgebenden Strategie der bildenden Kunst geworden. Form Matters, Matter Forms beleuchtet aus der Sicht der Gegenwartskunst den Einfluss von Konsum und Warenästhetik auf die Wahrnehmung von Kunst und wie diese Wahrnehmung ihrerseits den Blick auf die Gesellschaft verändert.

Mit Werken u.a. von John Armleder, Monica Bonvicini, Marcel Duchamp, Sylvie Fleury, Wade Guyton, Richard Hamilton, Sherrie Levine, Cady Noland, Richard Prince und Andy Warhol.

Kurator: Lynn Kost

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