Die Winterausstellungen der Worpsweder Museen
Der Winter 2023/24 in den Worpsweder Museen hält Ausstellungen bereit, die das Herz von Kunstfreund:innen und Worpswede-Kenner:innen gleicher-maßen höherschlagen lassen.
Im Barkenhoff tauchen Sie ein in die faszinierende Welt früher Fotografien aus Worpswede. In der Großen Kunstschau gibt es den großartigen Keramiker Otto Meier zu sehen, und das Haus im Schluh beleuchtet Heinrich Vogelers Leben und Wirken in der frühen Sowjetunion. In der Worpsweder Kunsthalle schließlich können Sie Highlights der Worpsweder Landschaftsmalerei bewundern.
Barkenhoff – mit der Kamera. Worpswedes frühe Fotografien
Seit seiner Erfindung übt das Medium Fotografie eine große Faszination auf die Menschen aus und berührt sie auf unterschiedlichste Weise. Ob als persönliche Erinnerung, als Dokumentation oder künstlerische Aussage – Fotografien sind Träger von Geschichten aus allen Bereichen unseres Lebens.
In vielen Kunstmuseen sind Fotografien Teil des Bestands. Je nach Ursprung der Sammlung zählen hierzu nicht nur künstlerische Fotoarbeiten, sondern häufig auch personenbezogene Archivalien. Beide verdienen gleichermaßen Aufmerksamkeit, weil sie eine differenzierte Betrachtung vergangener Realitäten ermöglichen.
Auch zur Sammlung des Barkenhoff gehört eine Vielzahl von fotografischen Abzügen. Der Bestand umfasst alle wichtigen Genres der Fotografie, wurde bisher aber nicht in größerem Umfang präsentiert. Die aktuelle Ausstellung des barkenhoff Museum »Mit der Kamera. Worpswedes frühe Fotografien« stellt das Medium nun in den Mittelpunkt.
Porträtaufnahmen von Heinrich und Martha Vogeler, gefertigt von herausragenden Fotografen wie Hugo Erfurth, Nicola Perscheid oder Rudolph Stickelmann, sind ebenso zu sehen wie Landschaftsfotografien von Julius Frank, Hans Saebens oder Georg Tappert. Auch persönliche Erinnerungen der Künstlerinnen und Künstler werden gezeigt, beispielsweise ein Foto, das Rainer Maria Rilke von seiner frisch angetrauten Ehefrau Clara Rilke-Westhoff auf einem Spaziergang machte, oder ein Bild der Familie Modersohn, die von Martha Vogeler bei einem Besuch auf dem Barkenhoff, dem heutigen Museum in Worpswede, fotografiert wurde.
Die Zusammenstellung dieser unterschiedlichen Fotografien gibt einen spannenden Überblick über die Nutzung fotografischer Techniken in Worpswede seit 1895 bis in die 1930er Jahre.
Große Kunstschau – Otto Meier. »Pötte, nichts als Pötte«
Die Große Kunstschau präsentiert die beeindruckenden Arbeiten des Töpfermeisters Otto Meier, einem der bedeutendsten Vertreter der deutschen Keramik des 20. Jahrhunderts. Seine unverwechselbaren Werke spiegeln die Schönheit und Vielseitigkeit der Worpsweder Natur wider, die ihn umgab und inspirierte. Unsere Ausstellung, die im zentralen Raum des Hauses stattfindet, würdigt sein einflussreiches Werk und gibt einen umfassenden Einblick in das Erbe dieses außergewöhnlichen Töpfers.
Das Museum zeigt in dieser Sonderausstellung eine umfassende Auswahl an Gefäßen aus über 60 Schaffensjahren Meiers. Von den strengen und abstrakten Formen der Anfangszeit bis zu den leichten und filigranen Arbeiten seiner letzten Jahre wird deutlich, wie Meier seinen Stil im Laufe der Zeit verfeinerte und weiterentwickelte. Die angehend einhundert ausgestellten Keramiken werden ergänzt durch eine Sammlung von Fotos, Skizzen und anderen Objekten, die Einsicht in die Arbeitsweise Meiers und einen Blick in seine Werkstatt gewähren.
Die Ausstellung möchte nicht nur die »Pötte« präsentieren, sondern auch die Persönlichkeit und den künstlerischen Prozess hinter diesen einzigartigen Kreationen, voller zeitloser Eleganz und Raffinesse hervorheben.
Kommentar der Kuratorin, Manuela Husemann:
Die Entwicklung dieser Ausstellung in enger Abstimmung mit Susanne Meier, der Tochter des Töpfers, war eine bereichernde Erfahrung. Ein Gefäß ist spannender als das andere. Die Zusammenstellung und das Gesamtbild unseres zentralen Ausstellungsraums vermitteln einen faszinierenden Einblick in die Welt Otto Meiers.
Worpsweder Kunsthalle – Stimmung Pur! Highlights der Sammlung
Gerade in der heutigen Zeit des Umbruchs und der Unsicherheit, geprägt von Krisen, Klimaveränderungen, Kriegen und deren Folgen, kann die Kunst einen Gegenpol schaffen. Die Sehnsucht nach Ruhe, Einfachheit und Schönheit ist unabdingbar mit Worpswede und seiner Kunst verbunden. Mit »Stimmung pur!« wird der Fokus auf die Worpsweder Landschaftsmalerei gelegt, die einst Worpswede bekannt machte und heute nach wie vor die Menschen begeistert, sei es auch nur, um für eine kurze Zeit in der Schönheit einer idyllischen Kunstwelt zu versinken und dem Alltagsgeschehen zu entfliehen.
Mit der Einrichtung des neuen Depots und einer professionellen Inventarisierung sind die Werke der Sammlung jetzt einer aktuellen Betrachtung unterzogen worden. Welche Schätze die Sammlung beinhaltet, wo Schwerpunkte der Sammlertätigkeit lagen, wie umfangreich doch die Sammlung ist, das kristallisiert sich langsam heraus und wird aus einem neuen Blickwinkel betrachtet.
Mit »Stimmung pur!« finden einerseits bekannte, wichtige Werke der Sammlung Eingang in die Winterausstellung der Worpsweder Kunsthalle, andererseits werden auch Werke, die selten und noch nie der Öffentlichkeit präsentiert wurden, gezeigt. Gut 50 Kunstwerke spiegeln die Welt des Kunstkosmos der Worpsweder Gründergeneration von Malerinnen und Malern und ihrer Nachfolge wider.
Haus im Schluh – Findstücke: Moskau – Worpswede
Der dokumentarische Nachlass von Jan Vogeler (1923–2005)
Prof. Jan Vogeler (Moskau 1923–Worpswede 2005) ist der Sohn von Heinrich Vogeler und seiner zweiten Frau Sonja Marchlewska. Er emigriert 1931 mit seinen Eltern in die Sowjetunion und kehrt 1993 von Moskau nach Deutschland zurück. Nach seinem Aufenthalt in Starnberg bei München, von wo er als gefragter Vortragsredner zu Themen des Ost-West-Dialogs tätig ist, zieht es ihn 2001 ins Künstlerdorf Worpswede, dem Lebens- und Schaffensort seines Vaters Heinrich Vogeler und seiner Familie. Jan Vogeler unterstützt maßgeblich die Gründung der Heinrich-Vogeler-Stiftung Haus im Schluh und bringt bereits 1993 wichtige Werke von Heinrich Vogeler aus der Sowjetzeit ein. Diese bilden seitdem neben dem Jugendstil-Frühwerk einen zentralen Bestandteil der Sammlung.
Zum 100. Geburtstag von Jan Vogeler zeigt das Haus im Schluh historische und private Findstücke aus seinem dokumentarischen Nachlass, der im Wesentlichen aus Korrespondenzen, Texten und Fotos besteht. Dieser wurde in den vergangenen Jahren archivarisch geordnet und erschlossen. Mit einem Findbuch steht nun das wichtigste Instrument für eine wissenschaftliche Aufarbeitung dieses Dokumentennachlasses aus der Sowjetzeit zur Verfügung.