Im Raum »Kunst und Exil« in der dritten Etage der Dauerausstellung im Rothschild-Palais zeigen wir den Film »The Line and the Circle« (2009, 19 Min.) der Künstlerin Sharone Lifschitz.
Der Film erzählt anhand des Entwicklungsprozesses von Fotos in einer Dunkelkammer die Geschichte des Kibbuz Nir Oz, der am 7. Oktober 2023 von Hamas überfallen und zerstört wurde. Es handelt sich um Aufnahmen, die die Mutter der Künstlerin, die Fotografin Yocheved Lifschitz als junge Chaluza (hebräisch: Pionierin) von den Aufbaujahren des Kibbuz gemacht hat. Während die Kamera einfängt, wie die Fotografien und mit ihnen die Geschichte von Nir Oz langsam an Kontur gewinnen, unterhalten sich Mutter und Tochter über ihre Familiengeschichte und die des Kibbuz’. Nir Oz (deutsch: Neuland der Kraft) gehört zu den Kibbuzim der linkssozialistischen Kibbuz-Bewegung Artzi. Er wurde 1955 auf 20 Quadratkilometern in unmittelbarer Nähe zum Gaza-Streifen gegründet und betreibt unter anderem den Anbau und Export von Spargel.
Bis zu dem Massaker von Hamas lebten etwa 350 Menschen in Nir Oz, 80 Personen wurden in den Gaza-Streifen verschleppt, 20 ermordet. Unter den Verschleppten befanden sich die Eltern von Sharone Lifschitz, die in Nir Oz aufgewachsen ist. Yocheved Lifschitz (85 Jahre alt) wurde am 23. Oktober wieder freigelassen. Ihr Mann, Oded Lifschitz, (83 Jahre) befindet sich nach wie vor in der Gewalt von Hamas. Er war in der israelischen Friedensbewegung aktiv und ermöglichte kranken Palästinensern aus dem Gaza-Streifen eine Behandlung in israelischen Krankenhäusern.
Mit der Filmpräsentation »The Line and the Circle« erzählt das Jüdische Museum nicht nur die Geschichte des zerstörten Kibbuz, sondern schließt sich auch der Initiative der Angehörigen an, die mit »Bring them Home Now« einen bedingungslosen Einsatz für die Rückkehr der Geiseln fordern. Die Filmpräsentation ergänzt die Soundinstallation auf dem Vorplatz des Museums, die an die Namen der Geiseln und deren Alter erinnert.