Erich Lütkenhaus (1924–2010) gehört zu den wichtigsten Vertretern der Konkreten Kunst in Westfalen. Am 28. August 2024 wäre er 100 Jahre alt geworden. Anlässlich dieses Jubiläums präsentiert das Gustav-Lübcke-Museum eine Retrospektive, die das facettenreiche Werk des Künstlers würdigt.

Die Ausstellung umfasst über 90 Arbeiten aus sechs Schaffensjahrzehnten. Mit Skulpturen, Zeichnungen und Prägedrucken sind seine ikonischen Werke der Konkreten Kunst prominent präsentiert. Erstmalig werden darüber hinaus zahlreiche Arbeiten, wie die bisweilen humorvollen Gesichtsdarstellungen oder zarte Zeichnungen christlicher Themen im musealen Kontext gezeigt. Auch geht die Ausstellung zurück zu seinen künstlerischen Anfängen. Zwei speziell für die Ausstellung restaurierte Arbeiten aus seiner Zeit an der Werkkunstschule in Dortmund zeugen bereits von seinem Talent Farbe, Form und Fläche in Einklang zu bringen. Ein Highlight sind die faszinierenden Archetypen, Wesen oder Dämonen, die das menschlich Unterbewusste in den Mittelpunkt rücken. Den Besuchenden zeichnet sich so das Bild einer Künstlerpersönlichkeit, der gestalterische Mittel ein Werkzeug waren, um Denkprozesse anzustoßen. Im Zentrum steht die Frage danach, wie der Kern des Seins überhaupt darstellbar ist.

Lütkenhaus setzte sich immer wieder mit dem inneren Geist des Menschen auseinander. Daher war es ihm Zeit seines Lebens ein Anliegen den schöpferischen Gestaltungswillen seines Publikums zu aktivieren, um zu einem tieferen Verständnis des Menschen in der Welt zu gelangen. »Wahrheit äußert sich in allem schöpferischen Tun«, meinte Lütkenhaus noch 2009. Daher ist es kein Wunder, dass sein Wirken auch intensiv durch seine pädagogische Arbeit als Lehrer am Märkischen Gymnasium und in der Hammenser Justizvollzuganstalt bestimmt wurde. Während des Neubaus des Museums bemalte er 1989 gemeinsam mit Häftlingen einen 40 Meter langen Baustellenzaun.

Diesen Gedanken weitertragend bieten zwei interaktiven Stationen innerhalb der Ausstellung die Gelegenheit selbst kreativ zu werden. Einerseits können mit den charakteristischen Formen Erich Lütkenhaus’ eigene Kunstwerke entstehen oder beim Prägedruck dem eigenen Gestaltungswillen freien Lauf gelassen werden.

Erich Lütkenhaus – Über den Raum hinaus ist der Beitrag des Gustav-Lübcke-Museums zum Verbundprojekt Hellweg Konkret III, dass 2024/2025 bereits zum dritten Mal stattfindet. Zehn Institutionen aus der Hellwegregion und Arnsberg haben sich zusammengeschlossen, um die Konkrete Kunst, dessen Begriff vor hundert Jahren geprägt wurde, in den Fokus zu nehmen.

Lütkenhaus’ Werke sind u.a. an Gebäuden im öffentlichen Raum der Stadt Hamm zu entdecken. Das Gustav-Lübcke-Museum kooperiert mit Privatpersonen der Hammer Stadtgesellschaft und einer Arbeitsgruppe aus der Kulturbrücke Hamm – Kalisz e.V., um diese erlebbar zu machen.

Die Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Ina Brandes, schreibt als Schirmherrin dieses Projektes: »Die Reihe zeigt an zehn Orten in der gesamten Region, dass konkrete Kunst hundert Jahre später keineswegs historisch abgeschlossen ist: Mit vielfältigen Werken von Künstlerinnen und Künstlern, die im 20. Jahrhundert die konkrete Kunst weiterentwickelt haben, und mit einer jungen Generation, die diese besondere Kunstrichtung jetzt und künftig mit neuem Leben füllen wird.«

Wir danken herzlich der Stiftung Kunstfonds, Künstler:innenarchiv sowie privaten Personen der Stadt Hamm für die Unterstützung durch zahlreiche Leihgaben. Nicht zuletzt gilt unser Dank unseren Sponsoren und Kooperationspartnern.

Die Ausstellung ist Teil des Verbundprojekts Hellweg Konkret III, das unter der Schirmherrschaft der Ministerin für Kultur und Wissenschaft Ina Brandes steht. www.hellweg-konkret.de

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