Das Passerelle Centre d’art contemporain präsentiert aktuell die erste Einzelausstellung von Sean Scully (1945, Irland) in der Bretagne. Seit den 1970er Jahren entwickelte Sean Scully sich zu einem der bedeutendsten abstrakten Künstler mit einem individuellen Malstil, der gegen den Strich der damals angesagten Minimal- und Konzeptkunst ging. Freiheit und Emotion sind seine Schlagworte und durchdringen seine gesamte Kunst. Scullys Arbeit ist ein Sprung, eine eindrucksvolle Erfahrung, eine Alternative zur Realität: der Mensch, auch wenn er nicht dargestellt ist, steht im Mittelpunkt seiner Gemälde.
Sean Scully ist einer der bedeutendsten Maler seiner Generation, dessen Werke sich in wichtigen Museumssammlungen auf der ganzen Welt befinden. Er ist vor allem für seine großformatigen abstrakten Gemälde bekannt, die aus vertikalen und horizontalen Bändern, mosaikartigen Blöcken und geometrischen Formen mit Farbabstufungen und -verschiebungen bestehen. Er arbeitet immer auch mit einer Vielzahl unterschiedlicher Medien, darunter Druckgrafik, Skulptur, Aquarell und Pastell. In den letzten fünf Jahrzehnten hat Scully einen ganz eigenen Stil entwickelt und sich damit einen festen Platz in der Geschichte der Malerei gesichert. Sein Werk vereint eine durch und durch internationale Einbeziehung von Einflüssen, die vom Erbe der amerikanischen Abstraktion mit Inspirationen von Mark Rothko und Jackson Pollock bis hin zur europäischen Tradition mit Anspielungen auf Henri Matisse und Piet Mondrian sowie Bezügen zur klassischen griechischen Architektur zeugen. Trotz ihrer monumentalen Ausmaße und Gesten sind Scullys Werke von einer unbestreitbaren Zartheit und Aufrichtigkeit der Gefühle geprägt.
Die Ausstellung »Géographies« wirft einen neuen Blick auf Sean Scullys immenses Œuvre. Es geht um die Orte, an denen er gelebt hat, und um die Zuneigung, die er für bestimmte Orte entwickelt hat. Die Ausstellung beginnt mit Großbritannien, wo Sean Scully aufwuchs und ab seinem 15. Lebensjahr als Typograf arbeitete, bevor er Kunst studierte. Es war Schauplatz seiner ersten Experimente mit dem Rastermotiv, stark inspiriert von einem prägenden Aufenthalt in Marokko. Irland, seine Heimat, wird durch die Literatur heraufbeschworen, während die Vereinigten Staaten, wo er sich in den 1970er Jahren niederließ, ein Ort sind, an dem Scully erst kürzlich mit der Gemäldeserie Ghosts ein soziales Thema aufgegriffen hat. Scully prangert hier vehement die Verbreitung von Schusswaffen und den ständigen Rückgriff auf Gewalt an. Das Licht und die Maya-Kulturstätten Mexikos, die er in den 1980er Jahren entdeckte, haben seine Malerei besonders nachhaltig beeinflusst. Das gilt auch für »die philosophische Strenge Deutschland«, wo er seit 2001 lebt und von 2002 bis 2007 als Professor an der Akademie in München lehrte, sowie für das Licht und die Kunstgeschichte in Spanien, wo er auch viele Jahre ein Atelier hatte. Ein neueres figuratives Werk erzählt die Geschichte seiner Familie, einschließlich der seines Sohnes, auf der Insel Eleuthera. Frankreich schließlich, ein Land, das Scully schätzt und in dem er einen Teil seines Lebens verbracht hat, wird vor allem durch seine Kunstgeschichte und seine Landschaften heraufbeschworen. In die Präsentation einbezogen werden die 2023 erfolgten Schenkungen von Sean Scully an das Ludwig Museum.
Die Ausstellung wird maßgeblich von Sean Scully unterstützt.