Holzschnitte von HAP Grieshaber in der Sammlung Würth
»Tut alles aus Freude und aus Liebe, und original. Was ihr nicht lieben könnt, was euch nicht in der Freude erhält und worin ihr auch nur den geringsten Zwang seht, laßt es!«
HAP Grieshaber
Mittendrin in der Welt, leidenschaftlich und eigenwillig: HAP Grieshaber (Helmut Andreas Peter, 1909–1981) gehört zu den bemerkenswertesten Künstlern der deutschen Nachkriegszeit. Das Ungefähre war nie seine Sache. Weder ästhetisch noch politisch. So erstaunt es nicht, dass dem gelernten Buchdrucker und studierten Grafiker eine grundlegende Neubestimmung des Holzschnitts gelingt. In diesem Medium kann er im Wortsinn Farbe bekennen: Schwarz oder Weiß, Sein oder Nichtsein, Materie oder Leere. Dabei knüpft er zunächst an expressionistische Traditionen des Holzschnitts an, geht aber auch weiter zurück bis zu dessen Ursprung in der altdeutschen Kunst. Grieshaber vergrößert den Holzschnitt mit handwerklicher Meisterschaft und macht ihn dem Wandbild ebenbürtig. Dabei gelingt es ihm, dem harten, kantigen Material auch ungewohnt zarte, lyrische Töne abzuringen, ohne die das Bild des großen Holzschneiders unvollkommen wäre.
Als Professor an der Staatlichen Akademie der Künste in Karlsruhe von 1995 bis 1960 wird Grieshaber zum einflussreichen Lehrer einer neuen Generation zeitgenössischer Künstler und zum Wegbereiter der Neuen Figuration: Horst Antes, Dieter Krieg, Heinz Schanz und Walter Stöhrer gehören zu seinen Schülern. Er selbst erlebt in den 1960er- und 1970er-Jahren seine produktivste Schaffensphase, die durch die intensive Auseinandersetzung mit der Malerei experimentelle Impulse erhält, getragen von der gewachsenen Souveränität seines Schnittes.
Aus dieser Phase zeigt die Hirschwirtscheuer Künzelsau über 50 Werke von HAP Grieshaber aus dem Bestand der Sammlung Würth. Das Haus widmet sich seit seiner Eröffnung 1989 der Bewahrung des Erbes der Künzelsauer Künstlerfamilie Sommer und setzt es in kontrastreiche Wechselbeziehungen zur zeitgenössischen Kunst – wie geschaffen für HAP Grieshaber, der ganz bewusst die handwerkliche und politische Tradition der Holzschneider wiederbelebt hat, um in ihrem Medium aktuelle gesellschaftliche Fragen seiner Zeit zeichenhaft reduziert in den Fokus zu rücken.