Kabinettschau im Prinzenpalais
Lange Zeit galt der Wald vor allem als Ort von Gefahren. Mit dem Beginn der Romantik am Ende des 18. Jahrhunderts und der fortschreitenden Industrialisierung wurden die Waldflächen zunehmend erschlossen.
Als Sehnsuchts- und Rückzugsort idealisiert, bildete der Wald nun einen Gegenpol zur industriell-urbanen, maschinengetriebenen Zivilisation. Beginnend mit der Wilhelminischen Ära (1890–1914), aber vor allem in der Zeit des Nationalsozialismus (1933–1945), wurde der „deutsche Wald“ politisch instrumentalisiert und als Projektionsfläche nationalistischer, rassistischer und biologischer Auffassungen genutzt. In den 1950er und 60er Jahren diente er vor allem als romantisches Postkartenidyll und als Kulisse von Heimatfilmen. Spätestens seit den 1980er Jahren nutzen kritische Stimmen den Wald immer wieder als Sinnbild für Umweltzerstörung und Klimawandel.
Durch die vielfachen Zuschreibungen, die der Wald kontinuierlich erfuhr, spielte er auch in verschiedenen Kunstgattungen eine wichtige Rolle. Seit der Romantik findet sich die tiefe Verbundenheit mit dem Wald – sei es emotional, symbolisch oder kulturell – nicht nur in unzähligen Märchen, Mythen und Erzählungen, sondern auch als Bildmotiv in der Kunst wieder. Somit wurde der Wald zu einem eigenständigen künstlerischen Thema, das auch von den hier vertretenen Künstler:innen häufig aufgegriffen wurde. Die Kabinettschau vereint Werke aus dem 19. und 20. Jahrhundert und lädt Sie zu einem malerisch-poetischen Spaziergang ein.