Traditionell räumt die Kunst der Theatralik historischer Ereignisse die größten Formate ein. Ganz auf die jüngste Vergangenheit bezogen, lässt Florian Haas (*1961) kollektive Geschichtserfahrungen auf seinen von der Linolplatte gedruckten, wandfüllenden Panoramen in aufrüttelnden Bilderzählungen wiederkehren. Sie sind Resultat intensiver künstlerischer Recherche und eine Verdichtung autobiografischer Beobachtung ebenso wie alltäglicher und kultureller Phänomene. Ihr Spektrum spiegelt dabei die Verwerfungen der letzten Jahre wider: Kommerzialisierung und soziale Ungerechtigkeit, ländlicher Strukturwandel, Artensterben, Krieg und Pandemie – häufig sind ihre Akteure in tanzende Skelette verwandelt, die dem Triumph des Todes dienen. Haas verdichtet seine Schilderungen in Form illustrativer Zitate und mehrdeutiger Piktogramme. Zwischen Allegorie und ornamentaler Gestaltung leiten seine Bildwelten zugleich zum Handeln an – gegen die Absurditäten gesellschaftlicher Ignoranz und Verantwortungslosigkeit.

Florian Haas. Historienschnitte zeigt erstmals die gesamte Werkgruppe mehrteiliger, großformatiger Linolschnittarbeiten aus den Jahren 2018–2023. Florian Haas offenbart damit einen weiteren Aspekt seines Schaffens – neben der Malerei in eher kleinformatigen Serien und Reihen sowie partizipativen Projekten, die auf »Gesellschaftsgestaltung« abzielen. Plakate des Frankfurter Ausstellungsraums und zwei fiktional-biografische Künstlerbücher von 1992 und 1994 ergänzen den Überblick.

Zur Ausstellung erscheint eine Reihe von Katalogbroschüren im KANN Verlag.

Kurator: Johannes Krause-Schenk

Eröffnung: Sonntag, 7. April 2024, 11 Uhr | Spendhaus

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