Ausstellungen im Guggenheim-Museum in Bilbao, in den Schlossräumen von Versailles, in den Uffizien in Florenz und nicht zuletzt ihre spektakulären Beiträge zu den Biennalen 2005 und 2013 in Venedig haben sie zu einer weltweit gefragten Künstlerin gemacht, die mit ihren sinnlich theatralischen Werken das Publikum gleichermaßen fasziniert wie verzaubert. Joana Vasconcelos, geboren 1971 in Paris, verbindet in ihrem Werk mit einzigartiger Überzeugungskraft und Leichtigkeit Kunst, Mode und Design miteinander.

Die Schleswig-Holsteinischen Landesmuseen widmen der portugiesischen Künstlerin die bislang umfangreichste Ausstellung in Deutschland. So sind auf der Schleswiger Museumsinsel zehn raumgreifende Installationen zu sehen, darunter die Walküren Marina Rinaldi, Martha und Dior. Ein weiteres monumentales Werk – Ostfriesland – zeigt das Eisenkunstguss Museum in Büdelsdorf. Die Exponate zeigen die vielfältigen Facetten von Vasconcelos’ künstlerischem Schaffen.

Eine Ausstellung an zwei Orten – in Schleswig und in Büdelsdorf

Dies wurde im Frühjahr 2023 erneut spürbar, als Vasconcelos auf der Pariser Modewoche mit ihrer monumentalen Installation Valkyrie Miss Dior für Furore sorgte. Die versammelte Modewelt zeigte sich begeistert von der floralen tentakelartigen Rauminstallation, die den Rahmen für die Präsentation der Herbst- und Winterkollektion 2023/24 von Dior bildete und als meisterliche Hommage an Catherine Dior, die Schwester des Designers, überzeugen konnte.

Auf der anschließenden Mailänder Möbelmesse präsentierte das renommierte französische Möbelhaus Roche Bobois die aus farbenfrohen Sofas und weiteren Möbelaccessoires bestehende Kollektion »Bombom«, die in Zusammenarbeit mit Vasconcelos entwickelt worden war.

Und schließlich füllten sich die sozialen Medien sowie Kunst- und Designzeitschriften mit Berichten über jenen gigantischen Wedding Cake, den die portugiesische Künstlerin im Auftrag von Lord Jacob Rothschild für die Gartenanlage von Waddesdon Manor in Südengland geschaffen hatte: eine zwölf Meter hohe, dreistöckige, begehbare Hochzeitstorte, eine Begegnung von Zuckerbäckerei und Architektur, gefertigt aus 25 000 portugiesischen Kacheln, die sich zu einem spielerisch-ironischen Monument der Liebe zusammenfügen.

Joana Vasconcelos, deren Eltern nach der Nelkenrevolution von 1974 aus dem französischen Exil nach Portugal zurückkehrten, versteht sich als künstlerische Botschafterin ihres Landes. So ist ihr Werk geprägt von der Wertschätzung traditioneller portugiesischer Handwerks- und Handarbeitstechniken, die sie in neue Kontexte überführt, umdeutet und in die Welt hinausträgt. Dabei hinterfragt sie stereotype Vorstellungen von vermeintlicher Frauenkunst und unternimmt Exkurse in die portugiesische Architektur-, Stil- und Kolonialgeschichte. Somit finden sich in ihrem Werk immer wieder bemalte und glasierte Keramikfliesen, sogenannte Azulejos, die auf das kulturelle Erbe der maurischen Zeit auf der Iberischen Halbinsel verweisen. Auch die Verwendung von traditionellen Handarbeitstechniken wie Nähen, Stricken, Sticken, Häkeln und Spitzenklöppelei sowie ein ausgeprägter Sinn für ornamentalen Überschwang sind charakteristisch für viele ihrer Arbeiten.

Von entscheidender Bedeutung für die Künstlerin ist dabei der Begriff »Barock«. Abgeleitet von dem portugiesischen Wort »barroco«, bezieht sich diese Epochenbezeichnung ursprünglich auf ungleichmäßig geformte, schiefe oder schiefrunde Perlen. Über jüdische Juweliere wurde das Wort im 16. Jahrhundert in die Welt hinausgetragen und entwickelte sich in Europa zu einem Begriff für alles Besondere, Exzentrische, Sonderbare oder auch Bizarre.

Zur den Merkmalen der barocken Kunst gehören ebenso opulente und prachtvolle Darstellungen, dynamische Kompositionen, Bewegung und Dramatik wie auch raumgreifende Gesten, Detailreichtum, Emotionalität und illusionistische Effekte – diese Kennzeichen treffen in hohem Maße auch auf die Werke von Joana Vasconcelos zu. Insbesondere ihre »Walküren«, die als pneumatische textile Installationen die unterschiedlichsten Architekturen besetzen können, verbinden barocke Opulenz und Sinnlichkeit mit selbstbewussten Statements von Weiblichkeit, Emanzipation und Feminismus.

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