Dynamische Kompositionen, intensive Farbenvielfalt und rätselhafte Motive – die dominikanisch-amerikanische Künstlerin Firelei Báez (*1981) versteht es, mit ihren großformatigen Bildern und kleinteiligen Installationen in der reizüberfluteten Kultur der Gegenwart Aufmerksamkeit zu erzeugen und zu visuell überwältigenden Erfahrungen einzuladen.

In den fiktiven Bildwelten der in New York lebenden Künstlerin vermengen sich kopflose Geschöpfe, die magisch zwischen Mensch, Pflanze und Tier changieren, verführerisch glänzendes Haar, farbenfrohe Federn, pralle Früchte und sturmerprobte Palmen. Mit einem malerischen Befreiungsschlag setzt Firelei Báez den gewaltvollen Kapiteln der Weltgeschichte Schönheit und Freude entgegen. Dabei reicht ihr Themenspektrum von dominikanischer und karibischer Kultur über Science-Fiction, Kunst- und Naturgeschichte bis zur Kolonialzeit, Migration, dem Leben in der Diaspora, Rassismus oder Genderfragen.

Während den Gemälden von Firelei Báez historische Landkarten, Konstruktionspläne oder Diagramme zugrunde liegen, setzen sich ihre Papierinstallationen primär aus bemalten Buchseiten zusammen. Dokumentieren die verwendeten Karten gezogene Staatsgrenzen, und damit Kontrollmechanismen und Machtverhältnisse, besetzen und sprengen ihre abstrakten Kompositionen und mächtigen Geschöpfe diese Weltordnung. Ihre Figuren sind schwer zu fassen – selbstbestimmt entziehen sie sich jeglichen Kategorisierungen. Sie unterwandern eurozentrische Sichtweisen und demonstrieren Widerstand gegen vergangene und gegenwärtige Gesellschaftshierarchien.

»Die Energie, die ich in der Welt spüre, muss ausgedrückt werden, sonst platze ich einfach.«

Firelei Báez

In diesem Sinne verweist der Ausstellungtitel Trust Memory Over History auf den weiten Raum zwischen Erinnerungen und mündlichen Überlieferungen einerseits und verschriftlichter und kartografierter Geschichte andererseits. Firelei Báez begegnet der Absenz von kritischen Stimmen diskriminierter Menschen und Länder in historischen Dokumenten der Machtmanifestation mit farblicher und figürlicher Präsenz als Form der Intervention. Mit diesem korrigierenden Rückblick schafft sie Ausblicke auf alternative, globale und zukunftsweisende Denkweisen.

Nach dem Erwerb einer Installation von Firelei Báez im Jahr 2018 präsentiert das Kunstmuseum Wolfsburg nun die erste museale Einzelausstellung der Künstlerin in Deutschland. Diese umfasst hauptsächlich Gemälde und Papierinstallationen, die in den letzten Jahren entstanden sind, einschließlich einer eigens für die Ausstellung in Wolfsburg geschaffenen Arbeit.

Die Ausstellung ist in Kooperation mit dem Louisiana Museum of Modern Art in Humlebæk, Dänemark, entstanden und wird von einer englischsprachigen Publikation begleitet.

Kuratorin
Uta Ruhkamp

Kuratorische Assistenz
Carla Wiggering

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