Das Museum Haus Konstruktiv eröffnet das Ausstellungsjahr mit einer Einzelschau von Bettina Pousttchi (geb. 1971 in Mainz, DE). Gezeigt werden Skulpturen, fotografische Arbeiten und Wandobjekte. Die Ausstellung ermöglicht einen tiefen Einblick in das vielschichtige Schaffen dieser Künstlerin, die vor allem mit ortsspezifischen, monumentalen Fassadeninstallationen im öffentlichen Raum Bekanntheit erlangte. Der überwiegende Teil der präsentierten Werke ist eigens für die Ausstellung entstanden. In unterschiedlichen formalen Setzungen betonen sie das Prozesshafte und Fluide und reflektieren gesellschaftliche Veränderungen.
Bettina Pousttchi entwickelt ihre Skulpturen für Innen- sowie Aussenräume und nimmt mit ihnen Bezug auf die architektonischen, sozialen und kulturellen Implikationen des jeweiligen Settings. Bereits seit einigen Jahren greift sie dafür auf Objekte zurück, die den öffentlichen Raum strukturieren und die körperliche Erfahrung des Stadtraums prägen, darunter Leitplanken, Absperrgitter, Fahrrad- und Baumschutzbügel. Durch Maßnahmen wie Biegen oder Pressen sowie farbliche Neugestaltungen enthebt Pousttchi die Alltagsobjekte ihrer regulativen Funktion und löst sie aus ihrem Sinnzusammenhang, wodurch sie zu Zeichen von Veränderung, fluiden Strukturen und sich auflösenden Grenzen werden. Mit der seriellen Verwendung des Ausgangsmaterials schließt die Künstlerin konzeptuell an die Minimal Art an, und auch an Marcel Duchamps Readymades mag man sich beim Anblick mancher Objekte erinnert fühlen.
Das skulpturale Werk steht im Zentrum von Pousttchis Ausstellung im Haus Konstruktiv: Arbeiten aus Stahl, Keramik und mit Licht. Es wird ergänzt durch neue Fotoarbeiten, die im facettenreichen Schaffen dieser international renommierten Künstlerin ebenfalls eine wichtige Rolle einnehmen.
Bettina Pousttchi studierte an der Kunstakademie in Düsseldorf und absolvierte das Whitney Independent Study Program in New York. Sie lebt in Berlin. Pousttchi hat zahlreiche institutionelle Einzelausstellungen weltweit realisiert, darunter Constellations, Museum of Contemporary Art Shanghai (2023); World Time Clock, Aurora Museum, Shanghai (2023); Fluidity, Arp Museum Bahnhof Rolandseck, Remagen (2021); In Recent Years, Berlinische Galerie – Museum für Moderne Kunst, Berlin (2019); Panorama, KINDL – Zentrum für zeitgenössische Kunst, Berlin (2019), Protection, Kunstmuseum St. Gallen (2018); Suspended Mies, Arts Club of Chicago (2017); World Time Clock, Hirshhorn Museum and Sculpture Garden, Washington D.C. (2016/2017); Double Monuments, Phillips Collection Washington D.C. (2016); Drive Thru Museum, Nasher Sculpture Center, Dallas (2014); Framework, Schirn Kunsthalle Frankfurt (2012); World Time Clock, Kunsthalle Basel (2011); Echo, Temporäre Kunsthalle Berlin (2009/2010).
In den Sommern 2022/2023 präsentierte die Bundeskunsthalle Bonn The Curve, eine großformatige interaktive Installation von Bettina Pousttchi auf dem Dach des Museums. Eine über sechs Meter hohe Skulptur aus der Serie Vertical Highways ist seit April 2023 am Hauptbahnhof Berlin dauerhaft installiert.
Kuratiert von Sabine Schaschl