Gärten sind Orte kultureller Identität, die sich an der Schnittstelle von Natur und Kultur befinden. Obwohl feste Bestandteile der Alltagskultur, erscheinen sie in der Stadt wie Oasen, in denen das eigene Verhältnis zur Natur ins Bewusstsein tritt. Die Wahrnehmung der eignen Körperlichkeit in der „natürlichen“ Umgebung des Gartens macht dabei das Selbst und die eigene Identität immer neu erfahrbar. Die Arbeit der in Hamburg lebenden französisch-ägyptischen Künstlerin Hoda Tawakol (*1968, in London, Großbritannien) setzt an dieser Stelle an. Anknüpfend an biografische Erfahrungen schafft sie Verbindungen zwischen Traditionen und Ritualen, unterschiedlichen Kulturen und Formen aus Flora und Fauna. Hoda Tawakol vereint in ihren Werken nicht nur vielfältige Fragen zu Umwelt- und Naturthematiken, sondern darüber hinaus zu Geschlechtspolitiken und Körperkulturen, die auch in der Materialität ihres künstlerischen Werkes verankert sind. Mit ihrem Werk fragt sie nach der Rolle von Pflanzen unserer Umgebung für die Identitätsbildung. Wo beginnt Kultur, wo hört Natur auf und wo – aber auch wie – verorten wir uns als Menschen in diesem theoretischen Konstrukt? Tawakols künstlerische Praxis lädt die Besucher:innen ein, über diese Fragen nachzudenken und fordert sie auf einer sinnlichen und intellektuellen Ebene heraus.
Hoda Tawakol entwickelt eine neue ortsspezifische Arbeit für den Garten des Georg Kolbe Museums. Mit ihrem textilen Außenwerk schafft sie dabei Räume der Auseinandersetzung: mit heimischen und nicht-heimischen Pflanzen, mit der eigenen und anderen Identitäten, ebenso wie die Sinne ansprechende, aber auch Gedanken anregende Erfahrungen und Herausforderungen. Die Künstlerin kreiert einen neuen Ort des Verweilens, Arbeitens und Betrachtens im historischen Skulpturengarten des Museums. Mit einem umfangreichen Programm laden die Künstlerin und das Georg Kolbe Museum zu einem Sommer im Garten ein, der den Ort, die Kunst, unsere Umgebung und uns selbst anregt uns neu zu verorten und zu begegnen.
Hoda Tawakols Werke sind zärtlich und zugleich gewaltig. Das wiederkehrende Motiv der Palme wird in ihren Arbeiten zum intimen Zeichen ihrer Identität und der Sehnsucht nach einem Ort, an dem Sie selbst nie lebte. In ihren skulpturalen Werken kommen unterschiedlichste Textilien zum Einsatz, doch auch Harz, Papier, Haar oder Holz sind wiederkehrende Materialien. Zuletzt widmete der Dortmunder Kunstverein ihr 2023 eine Einzelausstellung, außerdem war Hoda Tawakols bereits eine Einzel- und Gruppenausstellungen unter anderem im Mathaf Doha, Katar, im Museum für Neue Kunst Freiburg, im Museum for Art in Wood, Philadelphia, USA, in der Schirn Kunsthalle Frankfurt, im Kunstverein Hamburger Bahnhof, Hamburg, im Lothringer13 – Städtische Kunsthalle München, oder im Weserburg Museum Bremen zu sehen. Sie studierte an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg, wo sie heute lebt und arbeitet.