Home from Home ist eine Ausstellung in Form eines Kinoprogramms, das sich Vorstellungen von einem (imaginären) Zuhause, migrantischen Perspektiven sowie Fragen der Postnationalität widmet.

Während der Öffnungszeiten der Halle für Kunst werden Kurz- und Langfilme von Roma- und Nicht-Roma Filmemacher:innen, darunter Sejad Ademaj, Radu Jude, Ivana Mladenović, Perry Ogden und Leonor Teles, präsentiert. Die Filme reflektieren auf unterschiedliche Weise die Bürde der Geschichte, unterdrückte Existenzen und das vielfältige kulturelle Schaffen einer multilingualen und multireligiösen Roma-Diaspora, die weder die Aussicht noch die Absicht hat, in eine Heimat zurückzukehren (Fatima El-Tayeb).

Im Gegensatz zum Versprechen einer transhistorischen Wiederherstellung einer verlorenen Heimat ist es hier die Vorstellung von einem nicht verortbaren, migrierenden und imaginären Zuhause, das in den gezeigten Filmen an Bedeutung gewinnt: die Nichtzugehörig- und Perspektivlosigkeit, das Reisen ohne Ankunft, die unaufhörliche Bewegung von Körpern und Sprachen in, durch und über Räume und Grenzen hinweg.

Statt jene geografisch-räumliche, zeitliche, körperliche und sprachliche Bewegung als Bedrohung, Entfremdung und Ausnahmezustand zu begreifen, wie es Länder wie Deutschland bis heute tun, veranschaulichen die Filme auch, wie sich die Diaspora die Strategie zu Eigen macht, sich selbst zu entidentifizieren. Damit beansprucht sie einen Platz innerhalb einer Nation, der über diese hinauswächst – jenseits ihrer Grenzen und der politischen Codes der modernen Staatsbürgerschaft: Ein Zuhause, das in der Sehnsucht, dem unvollkommenen Prozess des Erinnerns, verweilt.

Neben dem Kinoprogramm werden in der Ausstellung gesammelte und gewanderte Erinnerungs- und Gerbauchsgegenstände des täglichen Lebens als zukunftsgerichtete Memorabilia ausgestellt. Ambivalent, vielseitig einsetzbar und auf Praktikabilität und Erfindergeist beruhend, verkörpern jene Objekte als reisende Talismane Prestige, die Aneignung westlicher Lifestyle- und Statuskultur und dienen letztlich zugleich als unverzichtbare »Überlebensstrategie«, die aus einer Geschichte der Marginalisierung herrührt (Daniel Baker).

Text: Elisa R. Linn

Die Ausstellung ist in Zusammenarbeit mit Carmen Gheorghe konzipiert.

Das Kinoprogramm läuft täglich von 12–18 Uhr während der Öffnungszeiten der Halle für Kunst.

Die Filme thematisieren u.a. Gewalt, Migrationserfahrungen und Suizid und können verstörend wirken. 

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