Rauminstallation mit Filmen

Eier kennen wir alle und viele von uns haben mehrmals wöchentlich mit ihnen zu tun. Eier werden gekocht, gebacken, gegessen, bemalt, gegen Hauswände geworfen, ausgeblasen, getrennt, fallen gelassen, verquirlt, ersetzt und den Hühnern dankend weggenommen. Wir alle kennen Eier seit unserer Kindheit. Das ist aber nicht der Grund, warum sich die Ausstellung go to work on an egg mit diesem fragilen Objekt beschäftigt. Uns interessieren vor allem die Produkte, die seit der kapitalistischen Zeitenwende rund um die Ware »Ei« entstanden sind.

Will man Eier kochen, gibt es allerhand Hilfsmittel, und wenn man sie nicht im Wasser kochen möchte, bereitet man sie in der Mikrowelle zu. Hierfür steht unter anderem der »microwave egg cooker« zur Verfügung: Eine dünne Wand aus Kunststoff umhüllt das Ei während der Erwärmung, damit es unter der Hitze nicht explodiert.

Go to work on an egg ist in Analogie auf diesen kleinen Kunststoffgegenstand entstanden, der das Ei fest umhüllt hält. Entlang der Wände des gesamten Ausstellungsraums hängen Papierbahnen von der Decke, bestrichen mit Leim und Wachs. Eine Verbindung, die fragil wie eine dünne, ledrige Haut aussieht, aber durch ihre synthetische Beschaffenheit äußerst robust ist. Ähnlich wie bei Ei und »microwave egg cooker« treffen in go to work on an egg fragile natürliche und robuste synthetische Materialien aufeinander und regen damit zu einer Auseinandersetzung mit Kunststoff an.

Die immersive Rauminstallation ist eine Kooperation von Julia Haugeneder und Magdalena Kreinecker. Die Verbindung ihrer beiden künstlerischen Praxen, gemeinsame Arbeitstage und Gespräche haben zu diesem Ergebnis geführt: eine Installation, die wie eine schützende Membran zwischen Wand und Raumvolumen liegt. Bestehend aus Seidenpapier, Leinen, Leim, Pigment, Wachs und Epoxidharz ist die aus vielen Einzelteilen zusammengesetzte Installation eine Verbindung aus natürlich gewonnenen und künstlich hergestellten, wiederverwerteten und recycelten, aber auch aggressiven und umweltschädlichen Materialien.

Eine ähnliche Materialverbindung formen die Sitzmöbel, die in einer Zusammenarbeit von Werkbüro (Lucas Schmid), Julia Haugeneder und Magdalena Kreinecker für go to work on an egg produziert wurden.

Die Film-Trilogie von Matteo Sanders und Julia Haugeneder setzt die Auseinandersetzung mit der Frage nach dem Zusammenhang von Wertproduktion und den Materialien, mit denen sich eine Gesellschaft umgibt, auf der filmischen Ebene fort. Der Fokus der forschenden Filmreihe liegt auf eingehegten Befreiungspotenzialen, die man nicht nur in der Geschichte von Kunststoff ausgraben und befragen kann, sondern auch im Umgang mit Nutzpflanzen (Teil II) und Sorgearbeit (Teil III). Was dabei sichtbar wird, ist eine dem Kapitalismus innewohnende Form der Organisation des Zusammenlebens, die auf Ausbeutung basiert und diese nur verlagern, nicht aber beenden kann. Eben eine solche Verlagerung der Arbeit in einen unbezahlten und wenig sichtbaren Teil der Gesellschaft erzählt die Geschichte der Kernfamilie in Zusammenhang mit der für sie entstandenen Architektur: der Architektur der Reihenhäuser.

PART I: Farewell. Or a person and a donkey know more than a person alone, AT 2024, 23 min, PART II: And they are not faced with a blind mute world either, AT 2024, 10 min, PART III: And they live in serial houses, AT 2024, 15 min

Mitwirkende: Manuel Bachinger, Elias Freiberger, Theresa Hattinger, Michaela Herites, Lisa-Maria Hollaus, Sebastian Kubelka, David Lagler, Konrad Milan, Object fabrication, Asher O’Gorman, Michael Pöschl, Benjamin Posselt, Matteo Sanders, Helene Schreilechner, Miriam Stoney, Vanessa Swoboda, Jonas Wiesinger, Rudolf Pototschnig, Benno Schlick

Performer:innen: Diana Andrei, Christine Baumann, Lukas Güttl, Julia Haugeneder, Gabi Hödelmoser, Almud Krejza, Simon Nagy, Eva Oberhofer, Georg Oberhumer, Sabine Priglinger, Beate Schachinger, Lucas Schmid, Andrea Stockinger, Simon Stockinger, Lia Sudermann, Nino Svireli, James Woodgate und Fridolin der Esel.

Textgrundlage PART III: Simon Nagy

Das studio der Neuen Galerie diente seit den 1990er-Jahren bis 2010 als Plattform für junge österreichische Künstler:innen, die nach Abschluss ihrer Ausbildung noch nicht voll im Kunstbetrieb etabliert waren bzw. am Anfang ihrer Karriere standen. 2017 wurde dieses wesentliche Instrument zur Förderung und Dokumentation junger Kunst im Joanneumsviertel wieder eingeführt.

Kuratiert von Roman Grabner

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