Mit ihrem vielgestaltigen Werk war die deutsch-schweizerische Künstlerin Meret Oppenheim (*1913 Berlin, †1985 Basel) ihrer Zeit weit voraus. Sie erforschte die Tiefensphären des menschlichen Wesens, befasste sich mit dem Kreislauf des Werdens und Vergehens und den wandelbaren Kräften der Natur. Zeitlebens suchte sie die Kluft zwischen dem Männlichen und dem Weiblichen ebenso zu überwinden wie die Barrieren zwischen freier und angewandter Kunst. Mit ihrem hintergündig-humorvollen Werk hat sie stark auf jüngere Künstlergenerationen eingewirkt.
Meret Oppenheims Suche nach einer autonomen Identität und einem unbegrenzten künstlerischen Ausdruck lag ein unbändiger Freiheitsdrang zugrunde, der sie auch zum Bruch mit dem Surrealistischen Kreis im Paris der 1930er Jahre bewegte, in dem sie mit ihrer »Pelztasse« ein Schlüsselwerk schuf und einen ersten großen Erfolg feierte. Als Muse von Man Ray kategorisiert und in ihrem schöpferischen Geist beschnitten, folgte eine jahrelange Schaffenskrise, die sie erst in den 1950er Jahren im lebendigen und kreativen Klima von Bern unter gleichgesinnten Künstlern wie Daniel Spoerri und Dieter Roth überwand. Trotz der Absage an eine stilistische Zuordnung blieb ihrem Werk das Somatische, Materielle und Assoziative, das der Surrealismus Anfang des 20. Jahrhunderts in den Vordergrund gerückt hatte, weiterhin immanent: objekthaften Assemblagen und aberwitzigen Materialkombinationen gehen ein Spiel mit Empfindungen, Körperlichkeit und Verfremdung ein. Das Prinzip der Metamorphose wird zu Meret Oppenheims zentraler künstlerischen Strategie. »Die Freiheit wird einem nicht gegeben, man muss sie nehmen« äußerte sie in ihrer Rede anlässlich der Übergabe des Kunstpreises der Stadt Basel im Jahr 1974.
Die Ausstellung Meret Oppenheim & Friends setzt sich mit der Rezeption und Reflexion des Werkes der Künstlerin durch künstlerische Wegbegleiter:innen und nachfolgende Kunstschaffende auseinander. Im Zentrum der Ausstellung stehen Bilder, Papierarbeiten, Skulpturen und Objekte Meret Oppenheims, die Werken ihrer Künstlerfreund:innen und -Kolleg:innen gegenübergestellt werden, um die ästhetischen Konzepte ihrer Zeit im facettenreichen Austausch zu beleuchten. Die Ausstellung verortet das Œuvre der Künstlerin nicht nur in ihrem zeitgeschichlichen Kontext, sondern rückt dessen ungebrochene Gegenwärtigkeit in den Blick.
Beteiligte Künstler:innen
Jean Arp, Eduardo Arroyo, André Breton, Jürgen Brodwolf, Marcel Duchamp, Max Ernst, Leonor Fini, Brigitte Hellgoth, Maurice Henry, Rebecca Horn, Marcel Jean, Dora Maar, Man Ray, Dieter Roth, Daniel Spoerri, Karin Székessy, Dorothea Tanning, Ernesto Tatafiore, Marie (Cermínová) Toyen