Das Belvedere zeigt im Herbst 2024 die erste institutionelle Ausstellung zum künstlerischen Schaffen des ghanaischen Malers Amoako Boafo (* 1984 in Accra) in Europa. Als eine der wichtigsten Stimmen einer neuen Generation von Schwarzen Künstler:innen porträtiert Boafo in seinen Gemälden Freund:innen, Bekannte und Personen des öffentlichen Lebens, die ein gegenwärtiges Bild von Schwarzer Selbstermächtigung und -wahrnehmung vermitteln.
Mit dieser Werkschau schließt sich vorläufig ein Kreis in der Biografie des Künstlers: Nach einem Kunststudium in Accra studierte Boafo ab 2013 an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Hier erlebte er nicht nur künstlerisch seine prägenden Jahre, er entwickelte auch seinen markanten Stil, der sich durch den ungewöhnlichen Einsatz von Fingermalerei auszeichnet. Daraus resultiert die plastische Darstellung des menschlichen Körpers, die in malerischer Hinsicht einen starken Kontrast zu den restlichen, plan gestalteten Bildpartien herstellt. Die von Boafo porträtierten Personen verkörpern die Vorstellung von einer Schwarzen Identität, die sich aus der eigenen Kultur speist, was als Akt des Widerstands gegen rassistische Zuschreibungen der weißen Mehrheitsgesellschaft zu verstehen ist. Diese Form der Schwarzen Subjektivität äußert sich auch im Erscheinungsbild der Porträtierten, die den Betrachter:innen als selbstbewusste Individuen entgegentreten und oft direkten Blickkontakt suchen. Boafo inszeniert die Kleidung collagenartig mit Papiertexturen, die nicht nur Anleihen bei floralen und geometrischen Tapetenmustern nehmen, sondern auch Referenzen auf historische und politische Kleidungscodes der Schwarzen Kultur aufweisen. Die intensive Beschäftigung des Künstlers mit Schwarzer Geschichte spiegelt sich auf subtile Weise in den Gemälden wider, wenn literarische Werke zentraler Vordenker:innen der Schwarzen Freiheitsbewegung motivisch eingesetzt werden.
Neben der Ausstellung im Unteren Belvedere werden Arbeiten in die Schausammlung zu Wien um 1900 im Oberen Belvedere integriert, um Boafo im Zusammenhang mit zentralen kunsthistorischen Positionen wie Egon Schiele und Gustav Klimt zu zeigen.
Zur Ausstellung erscheint ein zweisprachiger Katalog (DE/EN) mit Beiträgen von Ekow Eshun, Sergey Harutoonian, Mahret Ifeoma Kupka und Stella Rollig.
Kuratiert von Sergey Harutoonian.
Assistenzkuratorin: Vasilena Stoyanova