Maria Lassnig (1919–2014) zählt zu den bedeutendsten Künstlerinnen der Gegenwart. Ihr Hauptsujet sind Selbstporträts, die auch ihr Äußeres abbilden, im künstlerischen Fokus steht aber die Übersetzung ihres Körperempfindens in Bilder. Den Entstehungsprozess ihrer »Körpergefühlsbilder« beschreibt sie als Kampf gegen das Spiegel- oder »Erinnerungsbild«, das es zugunsten der Wahrnehmung des reinen Körpergefühls »auszulöschen« gelte. Auch die Farben vergibt Lassnig nach ihrer Empfindung: »Die Stirne bekommt eine Gedankenfarbe, die Nase eine Geruchsfarbe, Arme und Beine Fleischdeckenfarbe; es gibt Schmerzfarben und Qualfarben, Druck- und Völlefarben, Streck- und Pressfarben, […] – das alles sind Wirklichkeitsfarben.«
Die ausgestellten »Sesselselbstporträts« und »Monster-Bilder“ aus den 1960er-Jahren veranschaulichen dies. Arbeiten auf Papier aus den 1970er- bis 1990er-Jahren zeigen ebenfalls größtenteils Selbstporträts; dazu kommen Eindrücke aus der New Yorker Zeit (1968–1979), Reiseerlebnisse u. a.
Ab den 1980er-Jahren wird Maria Lassnig im Kontext des neuen Interesses an figurativer Malerei international anerkannt. 1980 bespielt sie mit Valie Export den Österreichischen Pavillon auf der Biennale in Venedig, 1982 nimmt sie an der documenta 7 teil, 2013 wird sie auf der Biennale in Venedig mit dem Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.
Alle Exponate sind Leihgaben aus der Sammlung von Helmut Klewan, der 1981 in seiner Münchener Galerie die erste Lassnig-Ausstellung in Deutschland gezeigt hat. Er erinnert sich: »Man musste ihr jedes Bild abschwatzen. Ölbilder hat sie mir lieber in Kommission gegeben, als dass sie sie verkauft hätte. Das Bewusstsein, ein Bild nicht mehr zurückzubekommen, war für sie unerträglich. Zum Glück ist sie fast 95 geworden und hat ihren Weltruhm noch erlebt.«
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