SCHENKUNG PROF. JOCHEN VOIGT

Seine Vorliebe für die Zeit der 1920er und 1930er Jahre sieht der Sammler Prof. Jochen Voigt auch in seiner Kindheit begründet. Aufgewachsen in Chemnitz, im architektonischen Umfeld des Funktionalismus und der neuen Sachlichkeit, bekam er früh ein Gespür für die Besonderheiten dieser Gestaltungsrichtungen. Auch die spätere Beschäftigung mit Entwürfen der Chemnitzer Designerin Marianne Brandt, die in der Metallklasse des Bauhauses ausgebildet wurde, fokussierte seine Interessen. Sein Weg als Sammler schien demnach vorgezeichnet.

Doch für ihn gab es noch mehr zu entdecken: neben dem, aus heutiger Sicht avantgardistischen Design, interessierten den jungen Sammler mehr noch die heterogenen Gestaltungsrichtungen und Produktionsbedingungen in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Sein Blick richtete sich zuerst auf das Naheliegende: Im erzgebirgischen Aue fand er die Ruinen der ehemals weltberühmten Hotelsilberfabrik Wellner, auf deren Spuren er sich begab. Die Wurzeln reichen bis weit ins 19. Jahrhundert hinein, das in seiner »Gründerzeit« zahlreiche neue Metalllegierungen hervorbrachte, die ihrerseits wiederum innovative und serielle Produktionsweisen beschleunigten. Die »Sächsische Metallwarenfabrik August Wellner Söhne« steht stellvertretend für eine Entwicklung, die beginnend bei den Formen des Historismus, über den Jugendstil, sich den modernen Formen der 1920er und 1930er Jahren öffnete – obwohl der Geschmack der Kundschaft überwiegend konservativ blieb.

Diese Offenheit spiegelt sich auch im Spektrum der Sammlung wider: Nicht nur Metallobjekte aus dem deutschsprachigen Raum fanden Eingang, sondern auch internationale Entwürfe. Sie alle stehen für sehr vielfältige Interpretationen der Moderne, die man unter dem Dachbegriff Art déco zusammenfasst.

Die Foyer-Ausstellung gibt nur einen kleinen Einblick in einen Bereich der Sammlung von Prof. Jochen Voigt, die dem Museum aus Anlass seines 150. Jubiläums übergeben wird. Neben den Metallobjekten sind auch Zeichnungen, Aquarelle, Druckgrafiken sowie wertvolle Daguerreotypien Bestandteil des Zuwachses. Er wurde zum Teil erworben – mit Hilfe des Freundeskreises und der sächsischen Landesstelle für Museumswesen – zum anderen Teil von Prof. Jochen Voigt als Schenkung überlassen.

Ab Frühjahr 2024 wird auch ein Sekretär des Leipziger Tischlers August Gey aus den 1840er Jahren in der Ständigen Ausstellung Antike bis Historismus zu sehen sein. Ebenfalls ein Stück aus der Sammlung von Prof. Jochen Voigt.

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