Die beiden Ausnahmebildhauer Ernst Barlach (1870–1938) und August Gaul (1869–1921) gelten als zentrale Wegbereiter der deutschen Bildhauerei des Expressionismus. Nie zuvor wurden die freundschaftliche Verbundenheit beider Künstler sowie die Parallelen in ihrem Œuvre explizit untersucht und in einer Ausstellung oder Publikation vor Augen geführt. Der Ernst Barlach Stiftung ist es ein dringliches Anliegen, diese Forschungslücke zu schließen und die spannende Künstlerfreundschaft lebendig zu vermitteln.
Barlach, dessen Fokus auf metaphorischen Menschendarstellungen lag, und Gaul, der die künstlerische Auseinandersetzung mit dem Tier favorisierte, verbindet eine spezielle Formsprache, die einer Verknappung der Grundformen und einer Reduktion der Details folgt. Die hierbei erzielte Allgemeingültigkeit ihrer Darstellungen hat an Wirkungskraft bis heute nichts verloren.
In der Ausstellung wird anhand von grafischen sowie plastischen Arbeiten der Werdegang beider Künstler vom Frühwerk über den ausschlaggebenden Moment des künstlerischen Durchbruchs und dem sich anschließenden Erfolg bis hin zum Spätwerk dokumentiert. Hierbei sollen Fragen nach der Ausbildung, nach einer gegenseitigen Beeinflussung, nach dem Prozess der Findung der Formsprache sowie nach Motiven und Aussage der jeweiligen Arbeiten anhand exemplarischer Kunstwerke beantwortet werden. Besondere Aufmerksamkeit wird die für beide Bildhauer wichtige Beziehung zum Kunsthändler Paul Cassirer (1871–1926) sowie die enge persönliche Freundschaft zwischen Gaul und Barlach erhalten.
Kuratorin: Franziska Hell, M.A.