Die ALBERTINA präsentiert die Jubiläumsausstellung der renommierten SAMMLUNG VERBUND anlässlich ihres 20-jährigen Bestehens. Die Firmensammlung wurde 2004 vom österreichischen Energieunternehmen VERBUND gegründet und umfasst rund 1.000 Werke von 200 KünstlerInnen. Die 15 veröffentlichten Publikationen der Sammlung förderten maßgeblich die Karriere einiger Künstlerinnen. Die Ausstellung zeigt zahlreiche Neuankäufe, welche erstmals in Österreich zu sehen sind.
Den Auftakt machen jene Künstlerinnen, deren Werke entsprechend der Maxime ›Tiefe statt Breite‹ monographisch in die Tiefe gesammelt wurden, wie Cindy Sherman, Francesca Woodman, Birgit Jürgenssen und Renate Bertlmann. Cindy Sherman wird begleitet von Zeitgenossinnen wie Martha Wilson und jüngeren Positionen wie Aneta Grzeszykowska, die Shermans berühmte Untitled Film Stills in Farbe nachstellte. Es folgen Werke aus der Feministischen Avantgarde der 1970er-Jahre. Diesen Pionierinnen gelingt es erstmals in der Geschichte der Kunst ein völlig neues ›Bild der Frau‹ zu schaffen. Der weibliche Körper löst sich aus einem jahrhundertalten Objektstatus und tritt als Subjekt, als Akteur auf.
Den Begriff ›Feministische Avantgarde‹ prägte Gründungsdirektorin Gabriele Schor im Jahre 2007, um die Pionierleistung dieser Künstlerinnen zu würdigen und positionierte sie mit einer zehnjährigen europäischen Ausstellungstour erfolgreich im kunsthistorischen Kanon. Durch diese inhaltliche Vertiefung gelang es Schor ein Alleinstellungsmerkmal für die SAMMLUNG VERBUND aufzubauen.
Vor dem Hintergrund der Verräumlichung der Kunst in den 1970er-Jahren widmet sich ein weiterer Bereich jenen Werken, die sich mit der konzeptuellen, poetischen und psychologischen Wahrnehmung von Räumen und Orten auseinandersetzen. Gordon Matta-Clark zersägt ein Haus in zwei Teile, neigt eine Hälfte um einige Grade und schafft so seine ›Anarchitecture‹ als Kritik an der konventionellen Architektur.
David Wojnarowicz verknüpft auf poetische Weise sein Leben in New York mit jenem des französischen Dichters Arthur Rimbaud. Und Ernesto Neto schafft in Anlehnung an Sigmund Freuds Traumdeutung einen psychologisch aufgeladenen Raum, in dem eine Puppe im Schaukelstuhl weilt und mit einem Über-Ich außerhalb des Käfigs geheimnisvoll verbunden ist.
Die Jubiläumsausstellung präsentiert Neuerwerbungen im Kontext von ›Gender, Identity & Diversity‹, die noch nie in Österreich zu sehen waren: KünstlerInnen erschaffen Räume der Erinnerung, wie die in Südafrika geborene Lebohang Kganye, die sich mit Fotomontagen mit der Beziehung zu ihrer verstorbenen Mutter auseinandersetzt oder der in Kasachstan geborene Alexander Ugay. Ausgehend von der koreanischen Diaspora geht er Spuren seiner Vorfahren mit analogen sowie KI-Fotografien nach. Mit ihren großformatigen Collagen entwirft die norwegisch-nigerianische Künstlerin Frida Orupabo Szenen, die Kolonialgeschichte, Sklaverei, Rassismus und Sexismus thematisieren. Zanele Muholi identifiziert sich als nichtbinär und tritt aktiv für die LGBTQIA+-Rechte in Südafrika ein. Muholis inszenierte Selbstportraits kritisieren den eurozentristischen Blick auf den Schwarzen Körper. Sin Wai Kin dekonstruiert und rekonstruiert soziale Narrative und verkörpert mit dem Video It’s Always You vier nichtbinäre Identitäten einer fiktiven Boygroup.
Werke der folgenden KünstlerInnen werden ausgestellt:
Renate Bertlmann, Barbara Bloom, Marcella Campagnano, Veronika Dreier, Renate Eisenegger, VALIE EXPORT, Gerda Fassel, Simon Fujiwara, Simryn Gill, Nan Goldin, Aneta Grzeszykowska, Suzy Lake, Lebohang Kganye, Anne Marie Jehle, Birgit Jürgenssen, Kirsten Justessen, Sin Wai Kin, Joachim Koester, Auguste Kronheim, Brigitte Lang, Louise Lawler, Angelika Loderer, Karin Mack, Gordon Matta-Clark, Anita Münz, Zanele Muholi, Ernesto Neto, ORLAN, Gabriel Orozco, Frida Orupabo, Florentina Pakosta, Margot Pilz, Ingeborg G Pluhar, Elodie Pong, Ulrike Rosenbach, Tomoko Sawada, Senga Nengudi, Elaine Shemilt, Cindy Sherman, Lorna Simpson, Penny Slinger, Annegret Soltau, Sophie Thun, Alexander Ugay, Jeff Wall, Gillian Wearing, Carrie Mae Weems, Hannah Wilke, Martha Wilson, David Wojnarowicz, Francesca Woodman, Nil Yalter.
Kuratorin: Gabriele Schor, Gründungsdirektorin der SAMMLUNG VERBUND, Wien