Die Farben des Himmels haben Künstler:innen schon immer begeistert, ein Blau, das umso tiefer erscheint, je mehr es von Wolken umrahmt ist, oder die Rot- und Gelbtöne, die je nach Sonnenlicht, das Spektrum der Blauvarianten erweitern. Die Landschaftsmalerei ist eine der wichtigsten Gattungen der Malerei des 19. Jahrhunderts. Das Albertinum besitzt eine große Sammlung von Landschaftsdarstellungen. Sie zeigen vor allem Gegenden in Sachsen und in Italien. Dabei konkurriert der Himmel nicht selten mit historischen Stätten, anderen touristisch attraktiven Orten oder kleinen genrehaften Erzählungen. Wie eine Aura überwölben Wolken und die blaue Luft das Geschehen.
»Diese Farbe macht für das Auge eine sonderbare und fast unaussprechliche Wirkung. Sie ist als Farbe eine Energie; allein sie steht auf der negativen Seite und ist in ihrer höchsten Reinheit gleichsam ein reizendes Nichts. Es ist etwas Widersprechendes von Reiz und Ruhe im Anblick.«
(Johann Wolfgang von Goethe)
Der unbegrenzte Himmelsraum steht in der Romantik für die Sehnsucht nach Freiheit in einer Zeit der Umbrüche und politischen und gesellschaftlichen Repression. Zugleich aber eröffnet der Himmel einen großen Gefühlsraum in der Malerei und erscheint als eigenständiger Wert: In seinen Farbabstufungen und Varianten sowie den amorphen Formen der Wolken erproben die Maler auch eine Freiheit der Kunst, die zur Abstraktion in der Kunst des 20. Jahrhunderts führt.
Roni Horns Glaskörper »Deeps and Skies« von 1995/96 aus der Schenkung Sammlung Hoffmann zeigt diese Spannung zwischen dem in seinen Dimensionen begrenzten plastischen Block und der Entgrenzung durch die blaue Farbe, die durch die Transparenz und Spiegelung des Materials noch gesteigert wird. Im Zusammenhang mit der Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts wird ihre Arbeit zum zeitgenössischen Spielpartner, der im Dialog vergleichbare Überlegungen offenbart und doch ganz eigenständig den Positionen der Malerei gegenübertritt.