»Wirklich, wir leben in finsteren Zeiten!« – so beginnt Bertolt Brechts zwischen 1934 und 1938 verfasstes, 1939 im Exil veröffentlichtes Gedicht »An die Nachgeborenen«, das heute so aktuell ist wie vor knapp 100 Jahren. Vor dem Hintergrund unserer heutigen krisengeschüttelten Zeit, der politisch vielfach ausgerufenen Zeitenwende und dem wiederholt vermuteten Ende der Moderne stellt die Ausstellung die Frage nach der Bedeutung der Malerei. Dazu richtet sie ihr Augenmerk auf die Arbeit von Sandra del Pilar, die im internationalen Kunstbetrieb eine immer größere Sichtbarkeit erlangt, denn immer weniger scheinen autonome Ästhetik und gesellschaftspolitische Positionierung als unvereinbare Gegensätze empfunden zu werden. Im Gegenteil – die junge Generation verlangt förmlich nach Positionierung und gesellschaftlichen Engagement. Hierfür ist das Werk der Künstlerin ein adäquates zeitgenössisches Beispiel.
Die Ausstellung möchte den Blick auf eine interessante Position einer »postautonomen« Malerei lenken, die selbstsicher und ästhetisch präzise die Themen unserer Zeit ins Bild setzt und reflektiert. Die für die Ausstellung vorgesehene Werkauswahl aus den letzten 20 Jahren soll einen Beitrag dazu leisten, den Begriff der Malerei erneut zu hinterfragen und zu präzisieren, und die Frage aufwerfen, ob das, was uns Gemälde heute zu sagen haben, tatsächlich so ungehört verhallen muss, wie einst der Ruf der antiken Seherin Cassandras.
Kuratorin: Dr. Manja Wilkens