Haleh Redjaian, 1971 in Frankfurt am Main geboren, studierte in Antwerpen an der Akademie der Schönen Künste. Grundlage ihrer Zeichnungen, Textilarbeiten, Wand- und Rauminstallationen sind meist repetitive Raster, Muster und Netzwerke, die sie überformt und bearbeitet. Zentrales Element ist dabei stets die Linie, die auf dem Papier gezeichnet wird, sich als gespannter Faden räumlich entfaltet oder aber auch nur gedacht werden kann. Doch gibt es auch jene Momente, in denen die scheinbar starre Ordnung gebrochen wird – minimale Abweichungen, gewollte Störungen. Die Irritationen in Redjaians Werken bleiben stets subtil und sind damit umso wirkungsvoller.
Ihre textilen Arbeiten gestaltet die Künstlerin häufig auf Teppichen, die sie nach eigenen Entwürfen im Südiran weben lässt. Das handgefertigte Material gibt mit seinen Webmustern bereits Unregelmäßigkeiten vor und bricht die oft strenge Geometrisierung des zugrundeliegenden Entwurfs. Die Teppiche unterzieht Redjaian einer weiteren Überarbeitung, bringt Strukturen aus Fäden auf oder bedruckt sie. Indem die Künstlerin für ihre Zeichnungen oft Rasterpapier oder Kalenderblätter verwendet, überformt sie auch hier vorgefertigte Strukturen.
Mit ihren Installationen schließlich reagiert Redjaian stets auf den Raum, in welchem sie entstehen, bezieht sich auf Architektur, auf Lichtverhältnisse und Atmosphäre. So ist auch die dreidimensionale Fadenarbeit, die im Kunsthaus Dahlem zu sehen ist, in Relation zu den umgebenden Werken von Sofie Dawo und den Künstlern der ZERO-Gruppe entstanden. Konzeptionelle Verbindungen bestehen ohnehin, ist doch die Arbeit mit Rastern und Seriellem, aber auch die feinen Abweichungen von geordneten Systemen, charakteristisch für die Kunst der 1960er-Jahre. Mit ihrer vor Ort entwickelten Installation lässt sich Haleh Redjaian auf einen lebendigen Dialog mit den Arbeiten einer anderen Künstler:innengeneration ein und transportiert deren Fragen an das Kunstwerk in die Gegenwart.
Im Rahmen der Ausstellung: VOM FADEN ZUR FORM – Sofie Dawos Textilkunst zwischen ZERO und Konkretion