Als im späten 19. Jahrhundert die sozialen und ökologischen Belastungen der Industrialisierung nicht mehr zu übersehen waren, strebte der Jugendstil nach Reform durch Kunst. »Apostel des neuen Stils« wie der belgische Ausnahmekünstler Henry van de Velde verbreiteten in ganz Europa ihre Überzeugung von einer künstlerisch gestalteten Umwelt, die das Leben der Menschen verbessern sollte. In Chemnitz erschuf van de Velde drei Häuser und mehrere Inneneinrichtungen, allen voran die Villa Esche als architektonisches und gestalterisches Gesamtkunstwerk. Der »gute Europäer« im Sinne Friedrich Nietzsches nahm sich den Erneuerungswillen des englischen Arts and Crafts Movement zum Vorbild und durch sein künstlerisches und theoretisches Wirken wurde er schließlich selbst zu einem der wichtigsten Wegbereiter des Bauhauses.
Die Ausstellung widmet sich den Visionär:innen, Produzent:innen und Händler:innen in der Kunst zwischen 1880 und 1930 und Henry van de Velde als einem ihrer wichtigsten Vertreter. In seiner Funktion als Künstler, Lehrer, Autor und Berater wurde er zum Bindeglied zwischen Arts and Crafts Movement, Jugendstil, Werkbund und Bauhaus. An zwei Ausstellungsstandorten – in den Kunstsammlungen am Theaterplatz und im Henry van de Velde Museum in der Villa Esche – spürt sie den Lebenslinien der Reformkunstbewegungen zwischen Idealismus und Scheitern nach. Anhand einer Auswahl von Möbeln, Textilien, Grafiken und Gemälden legt sie die Verbindungen zwischen Künstler:innen wie Henry van de Velde,William Morris, Richard Riemerschmid, Erica von Scheel, Marcel Breuer und Otti Berger offen.