Kuratiert von Dr. Tina Roßbroich

Vom 11. Mai bis zum 29. September 2024 zeigt das Leopold-Hoesch-Museum eine Sammlungsausstellung mit rund 60 ausgewählten Arbeiten aus den eigenen grafischen Beständen. Die grafische Sammlung umfasst annähernd 10.000 Künstlergrafiken – Holzschnitte, Kupferstiche, Radierungen und andere Drucktechniken – und Zeichnungen des 16. bis 21. Jahrhunderts sowie Spezialsammlungen, darunter einen reichen Bestand an grafischen Blättern von kulturhistorischem Interesse.

Schon mit der Gründung des Leopold-Hoesch-Museums 1905 wurde schrittweise damit begonnen, Aquarelle, Zeichnungen und Druckgrafiken zu sammeln. Bis in die 1940er Jahre umfasste die grafische Sammlung hauptsächlich Kupferstiche bekannter Illustratoren und Karikaturisten des 18. und 19. Jahrhunderts. Sie veranschaulichen die illustrativen, künstlerischen, gestalterischen und drucktechnischen Aspekte des Buch- und Schriftwesens und die beim Bürgertum populäre Reproduktionsgrafik mit Wiedergaben berühmter Gemälde. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der grafische Teil der Bestände zunehmend der Ausrichtung der Gemäldesammlung angeglichen. Ein wichtiger früher Sammlungsschwerpunkt lag dabei neben grafischen Landschaftsdarstellungen des 19. Jahrhunderts auf Druckgrafik der Klassischen Moderne, insbesondere des Expressionismus. Die grafische Sammlung des Museums wurde wesentlich durch den Nachlass des Dürener Künstlers und Sammlers Hans Beckers (1898–1951), durch die am Haus ansässigen Stiftungen – die Hubertus Schoeller Stiftung und die Günther-Peill-Stiftung – sowie durch die Schenkung des Kölner Sammlers Dr. Günter Frerich mit Grafiken zum Thema künstlerisches Selbstporträt bereichert.

Die aktuelle Grafikpräsentation im Peill-Forum im Erdgeschoss umfasst Zeichnungen, Drucke und Fotografien aus einer Zeitspanne vom 17. bis zum 21. Jahrhundert. In den Landschaften, Architekturdarstellungen, Porträts und Buchillustrationen eröffnen sich unterschiedliche Themenfelder, die theatralische Momente oder alltägliche und atmosphärische Szenen zeigen. Schwerpunkte bilden dabei visuelle Übersetzungen und Illustrationen von Texten, Märchen und Mythen sowie Skizzen und Studien, die in ihrer Zusammenstellung und Folge zum Teil Lesarten ergeben, die über das einzelne Bild hinausgehen.

Die in der Präsentation im Fokus stehenden Illustrationen nehmen als eine eigenständige Kunstform einen Platz zwischen Kunst und Literatur ein. Sie pendeln zwischen Bild und Sprache. Ihre Aufgabe ist es nicht nur, einen bestimmten sprachlich vermittelten Sachverhalt zu veranschaulichen, sondern auch ihn attraktiver zu machen. So merkten die ersten Druckverleger der Neuzeit sehr schnell, dass sich Bücher mit Illustrationen besser verkaufen ließen als ohne. Diese funktionelle Abhängigkeit auf kommerzieller Grundlage führte zu Unrecht zu einer gewissen Geringschätzung der Illustration in der Kunstkritik. Angesichts der sprudelnden Einfälle der verschiedenen Künstlerpersönlichkeiten muss die Frage nach einer neuen Gewichtung gestellt werden, denn viele Werke, so auch diejenigen in der Ausstellung, gehen aufgrund ihrer Eigenständigkeit über einen illustrativen Charakter einer Textbegleitung hinaus.

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