Polos satirisches Engagement und komisches Temperament kommt von Mütterchen Sprache her. Wortspiele und Kalauer verkneift er sich nicht – er ist darauf bedacht, sie nicht einfach zu illustrieren […], sondern sie nach allen Regeln der Cartoon-Dramaturgie in Szene zu setzen: Inszenierung gegen den Strich, Fehlbesetzungen, Verfremdung, Verwechslung, Verarschung – wie’s kommt und wie’s geht.
— F.W. Bernstein, Vorwort »Arsch auf Grundeis«, 1992
Nach der Erfolgsausstellung ACH WAS! LORIOT ZUM HUNDERTSTEN überlegte das Caricatura Museum Frankfurt, was daran anschließen sollte. Wir ließen unseren Blick vom Komikthron über die Nation schweifen und blieben an den dicken, grauen, vollgesogenen Wolken der Stadt Wuppertal hängen.
André Poloczek alias POLO (*1959 Wuppertal – † 2022 ebd.) war ein vielseitiger Künstler (Musiker, Autor, Illustrator), aber vor allem: Cartoonist. Seinen ersten Einzelband veröffentlichte er 1992 beim Semmel Verlach, zahlreiche Bücher folgten bei Lappan. Seine Cartoons erschienen regelmäßig in regionalen Zeitungen, erfreuten sich aber auch weit über die Wuppertaler Stadtgrenzen hinaus an großer Beliebtheit und wurden in wichtigen Zeitungen, Zeitschriften und Magazinen wie Titanic, Eulenspiegel, taz, Konkret, Kowalski, ran, stern und SZ veröffentlicht.
Zeitlebens war POLO den Zeichnern der Neuen Frankfurter Schule, deren künstlerisches Erbe der Grundstock der Sammlung und der Ausstellungen des Caricatura Museums bildet, eng verbunden. Der Besuch eines vierwöchigen Zeichenkurses bei F.K. Waechter 1989 brachte POLO zur Komischen Kunst und auch die regelmäßige Teilnahme ab 1992 an der berühmten Rendsburger Zeichenschule von F.W. Bernstein prägte seine Komik. André Poloczek verstarb im Juni 2022. Seinen künstlerischen Nachlass vermachte er der Sammlung des Caricatura Museum Frankfurt.
Nun ehrt ihn das Museum vom 30. Mai bis zum 1. September 2024 posthum mit einer Einzelausstellung und gibt einen Einblick in sein Komisches Universum. Denn POLO ist einer der vielseitigsten Vertreter der Komischen Kunst und hat sich auf dem Weg zum Cartoonisten reichlich ausprobiert: Es wurde »gewaechtert«, gemalt, illustriert, karikiert und modelliert. Und zwar mit Stift, Tusche, Öl, Pinsel, Stempel oder Zahnbürste – ihm gelang es, aus den unterschiedlichsten Dingen Komisches entstehen zu lassen. Manchmal fast ein »Makel«, wie er selbst erklärte: »Auch Sachen, die ich in finster künstlerischer Absicht gemacht habe, gerieten für Betrachter immer ins Komische (…) Diesen Defekt habe ich zum Beruf gemacht.«
Die Schau wird ebenso bunt, laut und leise, abwechslungsreich und überraschend, wie es das POLO-Sammelsurium nun mal ist: Neben Unikaten und seinen besten und witzigsten Cartoons im Original werden unveröffentlichte Zeichnungen und Skizzen, politische Arbeiten, Gemälde, Montagen, Objekte und allerhand Spielereien zu sehen sein. Darüber hinaus skizziert ihn die Schau sowohl als Zeichenschüler der Neuen Frankfurter Schule, aber auch als Cartoon-Lehrer.
Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Buch beim Lappan Verlag, welches Texte zu Leben und Werk sowie die wichtigsten Cartoons, Malereien und Objekte von POLO versammelt.