Seit Jahrzehnten findet sich in den Institutionen und Sammlungen in Frankfurt und der Region Rhein-Main eine bemerkenswerte Dichte und Kompetenz im Bereich der Fotografie und verwandter Medien. Nach den ersten vier erfolgreichen Ausgaben der Triennale der Fotografie RAY schließen sich erneut elf Kooperationspartner zusammen und machen diesen Fokus international sichtbar. Mit Ausstellungen, zahlreichen Events und einem dreitägigen Festival zum Triennale-Thema ECHOES bietet RAY eine facettenreiche Auseinandersetzung mit der Fotografie.

Wie tragen Bilder zum Verständnis unserer Identität, unserer Erinnerungen, unserer Gefühle und der Fähigkeit bei, die gegenwärtigen sozialen, gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen zu erfassen und zu verarbeiten? RAY ECHOES liefert auf diese Fragen keine Antworten, sondern bietet – einem Labor ähnlich – Gelegenheiten der individuellen Auseinandersetzung. RAY ECHOES konzentriert sich auf drei Schwerpunkte: Identity, Memory und Emotion.

Die Ausstellung RAY ECHOES. Emotion im Museum Angewandte Kunst wirft mit den Künstler:innen Jesper Just, Anton Kusters, Jyoti Mistry und Diego Moreno ein Schlaglicht auf fotografische und medial verwandte Bilder, die ein emotionales Echo bei uns als Betrachter:innen auslösen können. Indem mit einer Emotion – einem Zusammenspiel von Gefühl, körperlicher Reaktion und einem Denkprozess – reagiert wird, fließen immer auch eigene Erfahrungen und Perspektiven in die Interpretation des Gesehenen mit ein.

Der Künstler Diego Moreno (*1992, Mexiko) greift in Malign Influences mit grafischen Mitteln in Fotografien aus seinem Familienarchiv ein. Es sind Eingriffe als Reaktion auf das ihm Widerfahrene – Misshandlungen, eine hochreligiöse Erziehung und daraus resultierende Schuldgefühle, die lange währende Unterdrückung seiner sexuellen Identität, Einsamkeit. Eine künstlerische Praxis als Versuch der Subversion, des Widerstands und der Selbstermächtigung.

Anton Kusters (*1974, Belgien) recherchierte und bereiste für seine Arbeit The Blue Skies Project sechs Jahre lang Stätten früherer Konzentrations- oder Vernichtungslager in Europa, um vor Ort den Himmel zu fotografieren. Jedes Polaroidfoto ist von Hand mit der Anzahl der Opfer unter diesem Stück Himmel sowie mit den GPS-Koordinaten blindgeprägt. Es ist eine Arbeit über das Erinnern und Gedenken. The Blue Skies Project wurde von Monica Allende kuratiert.

Jyoti Mistry (*1970, Südafrika) collagiert in ihrem Projekt Cause of Death (2020) historisches Archivmaterial aus dem EYE Film Museum in Amsterdam und wirft einen eindringlichen Blick auf die historische Marginalisierung und Darstellung von Frauen. In kontrastierenden Bildern werden westliche Frauen entweder als Sexsymbole oder als Mutterfigur dargestellt, während nicht-westliche Frauen als exotische Attraktionen erscheinen. Begleitet wird das Videomaterial von den Worten des südafrikanischen Schriftstellers und Dichters Napo Masheane.

In Jespers Justs (*1974, Dänemark) Arbeit INTERFEARS (2022) rezitiert ein Schauspieler (Matt Dillon) einen Monolog, während eine fMRT-Maschine sein Gehirn scannt. Der Film richtet einen klinischen Blick auf Emotionen als kulturelle Artefakte und auf emotionale Repräsentationen als künstlich. Interfears suggeriert, dass unsere Emotionen und emotionalen Reaktionen erlernt sind, ein Produkt unserer sozialen und kulturellen Umgebung.

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