Malerei

Das Werk von Gottfried Helnwein (*1948 in Wien) ist von der Auseinandersetzung mit den Reiz- und Tabuthemen unserer Zeit geprägt. Seine Motive sind verletzte oder bedrohte Kinder, Mädchen, die zur Waffe greifen, ein Junge, von Nazischergen umringt. Figuren aus der Mangawelt werden von ihm in todbringende Katastrophenszenarien versetzt, Micky Maus trifft auf Adolf Hitler. Er bringt zusammen, was nach unserer Erfahrung nicht zusammengehört und so den Schrecken verursacht, der von diesen Bildern ausgeht.

Die hyperrealistische Malweise, von der einzelnen Wimper bis hin zum Blutstropfen, suggeriert uns eine atemberaubende Präzision, die nur der schockierenden Realität entspringen kann. Helnwein imitiert mit den Mitteln der Malerei die Unbestechlichkeit einer Kamera. Tatsächlich zieht der Künstler Fotografien als Vorlage heran und rückt damit der Realität noch näher. Doch ist es gerade die Malerei, die alle Darstellungen in das Reich der Fiktion verweisen. Die monumentalen Formate entziehen das Dargestellte einer erlebbaren Wirklichkeit. Die Komposition ist kein zufälliger Schnappschuss, sondern das Ergebnis einer überlegten Inszenierung. Helnwein reduziert die Farbpalette auf wenige Töne, die er in manchen Bildern bis zur Monochromie steigert, um auch im engsten Farbspektrum die größtmögliche Nuancierung zu erzielen. Die Exaktheit und Sauberkeit seiner Arbeitsweise verwandeln die schmutzige Wirklichkeit in meditative, stille Bilder, die uns beim Betrachten unweigerlich in ein Dilemma zwischen Schönheit und Schrecken, Bewunderung und Abscheu, Anziehung und Protest manövrieren. So sind Helnweins Werke zeitlose Statements wider Vereinnahmung, Übergriffigkeit, Zerstörung und Gewalt.

Die Ausstellung zum 75. Geburtstag des Künstlers wurde von der Albertina in Wien übernommen und konzentriert sich auf sein Schaffen der letzten drei Jahrzehnte. Seit er 2002 ein Atelier in Los Angeles eingerichtet hat, lebt Helnwein abwechselnd in Irland und den USA.

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