Der Kunstverein Hannover präsentiert die erste größere Einzelausstellung von Kateryna Lysovenko, die hauptsächlich in den Bereichen Malerei, Zeichnung und Performance arbeitet. In ihren Arbeiten tauchen oft geisterhafte Personen, Tiere und Mischwesen auf, die Geschichten suggerieren. Sie könnten der Mythologie entlehnt sein, Träumen entspringen oder aus der Erinnerung stammen.
Wie viele Künstler:innen ihrer Generation erlebte Lysovenko den Angriff Russlands auf die junge Demokratie in der Ukraine hautnah. Sie wuchs in der Ukraine auf; die Wellen der Orangenen Revolution und des Euromaidan sind untrennbar mit ihrer künstlerischen Entwicklung verbunden. Für viele Künstler:innen markierten die Jahre 2014 und 2022 entscheidende Wendepunkte, sind doch die Mittel der Kunst zu Mitteln des politischen Widerstands geworden, nicht weniger aber auch therapeutische Werkzeuge. Ihre Motivik entlehnt sich aus Träumen – sicherlich keinen angenehmen. Die Arbeiten zeugen gleichsam von Sehnsucht nach Frieden, Harmonie und Geborgenheit. Kateryna Lysovenko beschäftigt sich mit der Sprache des Konflikts und der Degradierung des Menschen zum Tier – wie so oft in der Fremdbezeichnung von Politik und Volk, wenn es um Gewaltakte geht. Zugleich werden Tierparabeln für Märchen verwendet, und wie in der Mythologie sind die wenigsten gewaltfrei. Die Künstlerin wird neue malerisch-performative Arbeiten entwickeln, die die ukrainische Gemeinschaft Hannovers und ein breiteres Publikum einbeziehen wird.