Am 18. Februar 2024 wäre Günter Haese (1924 bis 2016) 100 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlass widmet ihm das Sprengel Museum Hannover einen eigenen Raum in der Sammlungspräsentation »Abenteuer Abstraktion«.
Günter Haese beginnt Anfang der 1960er-Jahre nach einem Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf mit Materialen zu arbeiten, die eher das Wirtschaftswunder spiegeln als die Kunstwelt: Messingdraht, Zahnrädchen, Metallplättchen und Federspiralen – Materialien und Utensilien aus dem Ingenieurs-, Feinmechanik- oder Uhrhandwerksbereich. Mit Akribie und Kunstfertigkeit setzt Haese sie zu hochfragilen, poetisch anmutenden Skulpturen zusammen: Stahlfedern und zarte Messingdrähte, die wie Antennen oder seismographische Messinstrumente wirken, setzen jeden Lufthauch in Zittern und Bewegung um, treten so mit der Umgebung unmittelbar in Kontakt und zeigen dies als eine Art Bewegungskommunikation an.
Haese erlebte einen in der Kunstwelt wohl einzigartigen, kometenhaften Aufstieg: Nach seiner ersten Einzelausstellung 1964 im Ulmer Museum wurde er postwendend zur documenta 3 und schließlich noch im gleichen Jahr zu einer Einzelausstellung im Museum of Modern Art nach New York eingeladen. Es folgten 1966 die Biennale in Venedig und zahlreiche weitere Ausstellungen. Von den nun gezeigten Werken verbleiben »Ein anderer Mond“ (1963), »Kleine Antille I« (1968), »Samarkand II« (1989) und »Turm/Säule« (Zaragoza, 1996) als Geschenk von Günter Haese jr. im Sprengel Museum Hannover.
Kuratiert von Reinhard Spieler