Klangkörper zeigt Instrumente – aber besondere!
Die bildenden Künste bedienten und bedienen sich verschiedenster Materialien, auch solchen, die nicht klassischerweise mit der künstlerischen Produktion assoziiert sind. Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gehörten hierzu vermehrt auch immaterielle oder nicht statische Elemente, wie Licht, Radiowellen, soziale Interaktion, Tanz oder auch Klang.
Die Ausstellung Klangkörper widmet sich der Frage, wie Letzteres in Form von (musikalischen) Tönen und Melodien in den Ausstellungsraum gebracht wird. Im Zentrum steht dabei allerdings nicht primär die Verknüpfung von Musik und bildender Kunst, sondern der Klangkörper selbst. Denn ebenso wie beim Licht oder Bewegung bedarf es auch bei der Musik eines physikalischen Resonanzraums, egal ob es der menschliche Körper ist, der durch Klatschen oder Klopfen Töne produziert, oder komplexe elektrische Maschinen, die über Steuermechanik Klang produzieren.
Im Vergleich zu musiktheoretischen und -historischen Perspektive, in welcher ein Instrument vor allem dahingehend analysiert wird, wie gut oder passend es ist, oder wie sich dessen Klangfarbe in einen orchestralen Rahmen einfügt, ist der Blick der bildenden Kunst ein erweiterter. Denn im Spannungsfeld von Bildhauerei, Kinetik, Interaktion, Malerei und Akustik entstehen Klangkörper, die sich mitunter einer klaren Klassifizierung entziehen. Sie sind nicht nur Instrument, sondern können auch Maschine, Apparatur, Körpererweiterung oder Skulptur sein. Hierbei ist der Erfindungsreichtum in der Formfindung freier als bei üblichen »Instrumentenbauer:innen«. Das führt soweit, dass klingende Werke über Optik und Klang hinausreichen und zu kulturellen, symbolischen oder politischen Bedeutungsträgern werden.
Durch ihre Zwischenposition als Instrument und autonomes Kunstwerk spielen die ausgestellten Arbeiten zudem mit den Deutungen des Ausstellungsraums. Denn innerhalb der ehemaligen Schwimmhalle wird es sowohl Werke geben, die vom Publikum aktiv gespielt werden können, während andere als ästhetische Kunstobjekte unberührbar bleiben. Dadurch werden zwei Arten der Präsentation kontrastiert. Die Interaktion macht das Publikum zudem zum Mitproduzenten, da sich diese Werke erst durch die Nutzung realisieren. Dadurch wird das Museum selbst zu einem riesigen Klangkörper, mal harmonisch, bei vielen Besucher:innen sicher auch mal chaotisch.
Mit Werken von
Olivier Arcioli, Klaus Illi, Gemma Luz Bosch, Raphael Sbrzesny, Andreas Schröder, Anica Seidel, Tina Tonagel, Hernan Vargas, Peter Vogel sowie Arbeiten aus den Sammlungen der Historischen Museen Heidenheim