»Die Intensität des Augenblicks: kein anderes bildnerisches Medium vermittelt sie uns unmittelbarer als die Fotografie. Spontan, vital und direkt erscheinen fotografische Momentaufnahmen wie im Brennglas verdichtet, (…) als gebe der Zeitspalt von wenigen hundertstel Sekunden, der den Fluss der Dinge fixiert (…), plötzlich Einblick in eine Struktur des Lebens, die sonst kaum fassbar ist (…).« (Peter Stephan, 1999)
In Angelika Platens legendärer Sammlung fotografischer Künstlerporträts, die nun die Würth’sche Sammlung von Künstlerfotografien um weitere faszinierende Höhepunkte ergänzt, begegnen wir Künstlerinnen und Künstlern, die offenkundig bereitwillig mitwirken, wenn andere Künstler:innen ihre Kamera auf sie richten. Animiert, meint Platen, experimentieren die Porträtierten in »denkbar eigenwilligen Posen« mit Haltungen, die nicht nur sie selbst, sondern auch ihr künstlerisches Selbstverständnis repräsentieren.
Anhand eines fabelhaften »Who’s who« entführt die Bildnisgalerie, die sich auf Porträts in der Sammlung Würth vertretener Künstlerinnen und Künstler konzentriert, in einen Parnass der Kunst des 20. Jahrhunderts. Sowohl, was die Porträtierten, als auch, was die Genies hinter der Kamera betrifft. Von Max Beckmann und Georges Braque bis Andy Warhol, von Pablo Picasso oder Niki de Saint Phalle bis Frank Stella. Und von René Burri, Robert Capa, Philippe Halsman, Lee Miller oder Man Ray bis zu Robert Mapplethorpe, Helmut Newton, Albert Watson oder Charles Wilp. Mit rund 200 Werken dokumentiert diese Bildnisgalerie zudem, wie souverän sich die vergleichsweise junge Disziplin der Fotografie im Laufe des 20. Jahrhunderts mit ihrer künstlerisch wie technisch vielgestaltigen Bildsprache als eigenständige Kunstform emanzipiert hat. Der genuin fotografische Prozess aus Belichten und Entwickeln wurde längst in weit über das Technische hinausgehender Konnotation umgedeutet. In ihren Werken porträtieren die Fotografinnen und Fotografen ihre Gegenüber (auch aus den eigenen Reihen) auf Augenhöhe. Viele Aufnahmen erscheinen dokumentarisch und sind doch aufwendig inszeniert. Authentisch sind sie dennoch. Denn es ist gerade das Wechselspiel, die kalkulierte, Nähe und Ferne zugleich erzeugende Raffinesse, die den Aufnahmen der Ausstellung ihre besondere Magie verleiht.