Ein Haus ist der Ausgangspunkt eines modernen Märchens. Das Haus steht in Dresden und hat eine interessante Geschichte. Eine Zeit lang residierte hier – vis à vis zur Dresdner Stasi-Zentrale ein Außenposten des sowjetischen KGB. Von 1985 bis 1990 ging hier auch der junge Geheimdienstoffizier Wladimir Putin ein und aus.
Das Haus ist als naturgetreues Modell Teil der Installation, umgeben von Bäumen und Tieren. Ein weiteres Modell zeigt ein »Büro« mit verstreuten Papieren auf dem Boden, so als ob es gerade erst verlassen worden wäre. Ein rekonstruierter Tatort? Die Rolle der Erzählerin übernimmt eine Fliege, die vor einem geöffneten Fenster sitzt. Ihre Stimme klingt kinderhaft vorwitzig. Sie erzählt vom Haus, von Dresden, von Machenschaften des KGB und der Stasi, von Putins Aufstieg in der Nomenklatura der Sowjetunion, vom Untergang der DDR und dem Ende des Sozialismus, von politischen Geschäften und Intrigen.
Eingebettet ist die Erzählung in einen Strom von Medienbildern aus Nachrichten, Dokumentationen und Filmen. Eine »wahre« Geschichte, in der historische Fakten, Erinnerungen und Visionen miteinander verwoben werden. Kein Geschichtsunterricht, sondern eine märchenhaft-künstlerische Rekonstruktion voller Mutmaßungen, Mehrdeutigkeiten und Lücken, die viele Blickwinkel aufnimmt – wie durch die Fassettenaugen einer Fliege beobachtet. Zugleich eine Geschichte über das Erzählen von Geschichten und die Konstruktion von Geschichte.