Die Ausstellung To Each Concrete Man bringt zwei Künstlerinnen aus zwei unterschiedlichen Zeiten und gesellschaftlichen Kontexten zusammen: Ree Morton (1936–1977) gilt als Wegbereiterin der frühen Installationskunst. Im Kunstmuseum Bochum wird ihr Werk erstmals in Deutschland umfassend präsentiert und in Beziehung gesetzt zu den Arbeiten der zeitgenössischen Künstlerin und Dichterin Natalie Häusler (*1983). Statt einer reinen Werkschau entstehen dabei im Ausstellungsraum Orte und Landschaften, die wie eigenständige Ökosysteme funktionieren, aufeinander reagieren und die Kunst mit allen Sinnen erfahrbar machen.
Ree Morton zählt zu einer der wichtigsten Vertreter:innen des Postminimalismus und der Installationskunst der USA der 1970er-Jahre, ihr Werk erhielt jedoch nie eine vergleichbare Anerkennung wie das von Zeitgenossen wie Paul Thek oder Eva Hesse. In ihren Arbeiten spielt sie oft mit Doppeldeutigkeiten, humorvollen Einwürfen und verwandelt literarische oder philosophische Referenzen zu bissigen sozialen Kommentaren.
Natalie Häusler arbeitet an der Schnittstelle von Bildender Kunst und Sprache. Ausgehend von der Malerei schafft sie multisensorische Arbeiten, in die sie eigene Gedichte einbettet und diese durch unterschiedliche Medien und Materialien erfahrbar macht. Poesie und Sprache, aber auch der Einfluss von Freundschaften und zwischenmenschlichen Beziehungen auf das künstlerische Schaffen, sind wiederkehrende Themen in den Werken beider Künstlerinnen.
Der Ausstellungstitel und gleichnamige Titel einer Arbeit von Ree Morton, To Each Concrete Man (1974), geht auf den spanischen Philosophen Miguel de Unamuno (1894-1936) zurück und wird zum Plädoyer der Ausstellung, die sich an jeden Einzelnen, an ›jeden konkreten Menschen‹ wendet und dem individuellen Erleben stets Vorrang vor (kunst-)theoretischer Interpretation gibt. In den Worten Ree Mortons: »You can’t see it wrong!«1 – Man kann es gar nicht falsch sehen.
1 Zitiert aus einem Audiointerview von Lyn Blumenthal und Kale Horsfield mit Ree Morton in New York, 1974
Eröffnung: Freitag, 11. Oktober 2024, 19 Uhr