Die Ausstellung des Schloßbergmuseums verfolgt die nur wenige Jahrzehnte währende, aber intensive und folgenreiche Epoche als »Karl-Marx-Stadt« mit besonderem Fokus auf die Entwicklungen im Städtebau und in der Architektur.

Das Ende des Zweiten Weltkriegs bedeutete für die schwer zerstörte Industriestadt Chemnitz in mehrfacher Hinsicht ein Neubeginn: 1949 entstand die DDR, 1952 wurden die Länder aufgelöst und zwölf Bezirke als neue Verwaltungsstruktur geschaffen. Chemnitz erhielt dabei nicht nur den Status einer Bezirkshauptstadt, sondern wurde 1953, auf Beschluss der Staatspartei SED, auch umbenannt. Mit dem Namen des Philosophen und kommunistischen Vordenkers Karl Marx wies man der Stadt – beabsichtigt oder nicht – eine Rolle als »sozialistische Musterstadt« zu.

Die Spezifik der politischen Verhältnisse spielt dabei eine wesentliche Rolle, das lokale Geschehen war gleichzeitig aber auch Teil der internationalen »Nachkriegsmoderne«. Systemübergreifend wurden die Zerstörungen des Krieges als Chance für einen architektonischen und städteplanerischen Neubeginn gesehen, als Möglichkeit, schon länger existierende Ideen und Reformvorstellungen zu realisieren.

Die in den Nachkriegsjahrzehnten international verbreitete Offenheit für Neues fand ihren Ausdruck in einem besonderen Lebensgefühl, in der Begeisterung für technische Visionen, im Design oder in der Mode. Die Ausstellung lässt die Welt der Plattenbauten, Hochstraßen, Kosmonauten und Kunststoffe wieder lebendig werden, spart aber auch Wiedersprüche und die Wirklichkeit im »real existierenden Sozialismus« nicht aus.

In Vorbereitung auf die Ausstellung 2025 findet im November 2024 eine Tagung zum Thema statt. Das Tagungsthema in Vorbereitung der Ausstellung, das in Kooperation mit der TU Chemnitz entstanden ist, konzentriert sich auf den Wiederaufbau von Chemnitz nach 1945 sowohl im internationalen Kontext als auch mit Blicken auf die sozialistischen »Bruderländer« und hinter den »eisernen Vorhang«. Welche Unterschiede und welche Gemeinsamkeiten gab es beim Bauen? Referenzpunkte bilden dabei die moderne Architektur in den Jahrzehnten vor dem Krieg. Renommierte Fachleute werden Aspekte des Bauens in der Bundesrepublik Deutschland, in Frankreich, Italien, den USA, verschiedenen Ländern Osteuropas und in Chemnitz / Karl-Marx-Stadt erörtern.

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