Im Florenz des 15. Jahrhunderts kam es zu einem bemerkenswerten Phänomen: Es wollte einfach jeder, der es sich irgendwie leisten konnte, ein kleinformatiges Madonnenbild für die private Andacht zu Hause haben.
Wohlhabende Kreise konnten sich ein solches von Botticelli malen lassen oder bestellten ein Marmorrelief bei Donatello. Um aber auch den Wunsch weniger finanzkräftiger Kunden zu befriedigen, modellierte man Reliefs aus billigem Material wie Ton oder Stuck, die mittels Abguss sogar vervielfältigt werden konnten. Die Kompositionen stammten meist von bedeutenden Bildhauern und die Farbfassung wurde in den besten Malerateliers der Stadt ausgeführt. So entstanden einige der zauberhaftesten Schöpfungen der italienischen Renaissance.
Bisher so gut wie unbemerkt, befinden sich vier solche Madonnenreliefs in der Dresdner Skulpturensammlung, die nun restauriert wurden und nach vielen Jahrzehnten wieder gezeigt werden können. Im Kontext von Malerei, Graphik und Kunsthandwerk der Epoche lässt sich entdecken, wie im Florenz vor 1500 das Thema der Madonna mit Kind zu einer zutiefst menschlichen und berührenden Bildaufgabe transformiert wurde, was schließlich in den berühmten Werken Raffaels gipfeln sollte.