Die Sonderausstellung erzählt erstmals die Geschichte der Meissener Porzellanmanufaktur in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts – vom Wiederaufbau nach Krieg und Teildemontage bis zum Ende der DDR. Im Zentrum steht das Künstlerkollektiv um Ludwig Zepner, Heinz Werner und Peter Strang, das diese Zeit besonders prägte. Ihre bekanntesten Entwürfe waren angeregt von tschechischen Trickfilmen, Inszenierungen des Berliner Ensembles oder literarischen Motiven wie 1001 Nacht.
Das ursprünglich als Porzellanschloss Augusts des Starken geplante Japanische Palais bietet ein passendes Setting für das spannungsvolle Verhältnis zwischen barocker Tradition und Fortführung des gesamtdeutschen Kulturerbes unter sozialistischen Vorzeichen. Ein Kontinuum ist der hohe Prestigewert des Luxusguts Meissener Porzellan. Davon zeugen monumentale Wandbilder für den Palast der Republik und andere zentrale Bauten der DDR, individuell gestaltete Staatsgeschenke und eine Medaille, die Sigmund Jähn bei seinem Weltraumflug im Gepäck hatte. Entwurfsskizzen, Theaterkostüme, Filmausschnitte, Illustrierte und viele weitere Objekte öffnen den Blick auf den kunst- und kulturhistorischen Kontext des Meissener Porzellans der DDR-Zeit.
Die Ausstellung fragt zugleich nach der identitätsstiftenden Rolle der Manufaktur von Weltruf aus der Perspektive der Bürger in Ost und West, wohin ein Großteil des Meissener Porzellans gegen Devisen exportiert wurde. Was blieb im eigenen Land? Und welche Bedeutung hatte Meissen im Alltag und kollektiven Gedächtnis auf beiden Seiten der Mauer? Im Vorfeld der Ausstellung wird ein öffentlicher Aufruf dazu einladen, persönliche Erinnerungen zu teilen, die sich mit der Manufaktur und dem Meissener Porzellan der DDR-Zeit verbinden. Intime Einblicke in den Arbeitsalltag der größten Porzellanmanufaktur Europas ermöglichen Fotoserien der 1950er- und späten 1980er-Jahre, aber auch Interviews mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen.
Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit der Meissen Porzellan-Stiftung GmbH.