Die kubanische Künstlerin und Aktivistin Tania Bruguera (geb. 1968 in Havanna, Kuba) konzipiert speziell für das Interimsquartier des Museums Villa Stuck ein Projekt zum Thema Zensur mit dem Titel »The Condition of No«.

Vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen der Zensur und des Machtmissbrauchs in Kuba und in anderen Ländern nutzt Tania Bruguera Kunst als ein Mittel, sozialen und politischen Wandel zu initiieren. International setzt sie sich in ihren Performances und Ausstellungen an der Schnittstelle von Kunst und Politik für freie Rede und gegen Zensur ein.

2022 präsentierte sie auf der documenta fifteen in Kassel das von ihr im Jahr 2015 gegründete Kollektiv INSTAR (Instituto de Artivismo Hannah Arendt). Ziel des Kollektivs ist der Aufbau eines besseren und friedlicheren Kuba, in dem die Menschenrechte respektiert werden und die Menschen ihre Meinung frei äußern können.

Im Februar 2024 zeigte Tania Bruguera im Hamburger Bahnhof – Nationalgalerie der Gegenwart, Berlin, ihre Performance Where Your Ideas Become Civic Actions (100 Hours Reading »The Origins of Totalitarianism«), eine 100-stündige Lesung von Hannah Arendts Buch »Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft«. Die Lesung wurde von Protesten unterbrochen. Am nächsten Morgen wurde die Performance geschlossen.

Die Entwicklungen in der deutschen Kulturszene betrachtet Tania Bruguera mit Sorge: Dabei denkt sie an das Unvermögen zu sprechen anlässlich der Antisemitismus-Fälle auf der documenta fifteen, die Ausladungen von Künstler:innen und Schriftsteller:innen im Zusammenhang mit der BDS-Resolution, die Aufrufe zum Boykott deutscher Kulturinstitutionen unter dem Label »Strike Germany« sowie die jüngste Debatte um eine Antidiskriminierungs-Klausel in der Berliner Kulturverwaltung.

Tania Bruguera schreibt hierzu:

Even though the circumstances, culture and history are different, I have felt things in Germany that I recognize from previous experiences of surveillance and intolerance. I have witnessed collective fear and silencing, followed by punitive measures and cancellations. When I conceived the public program of »The Condition of No«, there was not much public discussion in Germany about these sensitive issues. I began to wonder how collective processing would impact the future.

Tania Bruguera nimmt die aktuelle Situation zum Anlass, um unter dem Titel »The Condition of No« ein vielfältiges Programm zu konzipieren, welches das Thema »Zensur« aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet.

»The Condition of No« besteht aus drei Teilen:

Während die auf den Erfahrungen des kubanischen Kollektivs INSTAR basierende Ausstellung die Mechanismen von Propaganda, Zensur und Protest in den Fokus nimmt, setzt das transnationale INSTAR Film Festival den Schwerpunkt auf chinesische Filme, die unabhängig von offiziellen Institutionen der Regierung produziert wurden. Der dritte Teil des Programms, eine Gesprächsreihe zum Thema »The Condition of No«, richtet den Blick auf die Situation in Deutschland. In Gesprächen werden Beispiele zu Boykott, Zensur und Protest konkret beschrieben und analysiert.

Ziel und Hoffnung von »The Condition of No« ist es, Verständnis, Differenzierung und Kommunikation in einer aktuell schwierigen Sachlage zu ermöglichen. Seit Jahrzehnten setzt sich Tania Bruguera in Kuba für freie Rede und gegen Zensur ein. Sie blickt mit den Erfahrungen aus einem anderen Kulturkreis auf die Situation in Deutschland. Dies bietet die Chance, gewohnte Standpunkte zu überdenken und Neues zu erkennen. Es geht vor allem darum, einen angstfreien Raum zu schaffen, in dem man reden kann.

Konzipiert von Tania Bruguera für INSTAR
Kuratiert von Roland Wenninger
Ein Projekt des Museums Villa Stuck in Kooperation mit INSTAR

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