Was sammeln ist, weiß jeder. Wir kennen es von Kindheitstagen an: Steine, Muscheln, Aufkleber …. Auch Künstler:innen und Designer:innen faszinieren Dinge und sie experimentieren gerne mit ihnen. Jakob Lena Knebl und Markus Pires Mata sind Spezialist:innen der Inszenierung und setzen sich dabei ebenso gerne mit Malerei wie Mode, Skulptur und Körperbilder auseinander wie mit Handwerkstraditionen und Populärkultur. Wir haben die beiden Wiener:innen eingeladen, aus dem Schatz unserer universalen Sammlungen eine persönliche Ausstellung zusammenzustellen. Dafür durchstöberten sie auch Depots von Kunsthandwerk, Mineralogie und Zoologie und entdeckten dabei auch lange nicht gezeigte Objekte.

Ihre spektakuläre Rauminstallation verknüpft humorvoll High und Low und lädt zu einer sinnlichen Erfahrung ein: provokant, poppig und plakativ. Anstatt wissenschaftlichen Kriterien zu folgen, präsentieren Knebl und Mata Konstellationen quer über Sammlungen, Stile und Zeiten hinweg. Sie spüren assoziative Verwandtschaften über Oberflächen, Themen oder Farben auf und kombinieren Kunst, Naturalia und Design auf ungewohnte Weise.

Die Schau hält vieles in der Schwebe, sodass – wie in Wunderkammern der Renaissance – alles Teil eines kuriosen Kosmos‘ erscheint. Das Display setzt auf Transparenz. Die Objekte sind nicht wissenschaftlich sortiert, sondern durch Überlagerungen vielfältig miteinander verbunden. Gemälde schweben über den Köpfen der Besucher:innen, während Mineralien kunstvoll gestalteten Schmuckstücken gegenüberstehen. Tierpräparate treten in Dialog mit Kunstobjekten. Privates und Öffentliches vermischen sich, Besucher:innen dürfen auf Sofas Platz nehmen und einen überraschenden Wohnraum im Wald nutzen. Stete Begleiter:innen auf dem Rundgang sind Tiere. So wird das Museum zu einem Raum, in dem das Entdecken, Sehen, Staunen und Schmunzeln im Mittelpunkt steht – und man sich ruhig erstmal sammeln darf.

Zudem inszenierte sich Knebl 2011 in Anspielung auf Joseph Beuys‘ revolutionären Kunstbegriff als »Fettecke« und präsentiert ihre Hommage nun im Treppenhaus. Die ausladenden Körperformen von Henri Laurens voluminöser Skulptur »Große Badende« formte sie in quietschgelbem Kunststoff und mit einer comic-haften Perücke nach. In Darmstadt begegnen sich die beiden Skulpturen zum ersten Mal.

Knebl und Mata verstehen sich als Transformierende. Sie haben eine Raumordnung entworfen, in der sich Bedeutungen und Bewertungen von Dingen wandeln können. Sie eröffnen neue Perspektiven auf Vertrautes und fordern uns heraus, Sichtweisen zu hinterfragen. So wird die Ausstellung zu einem ästhetischen Erlebnis über die Beziehungen zwischen Mensch, Objekt und Gesellschaft. Damit wollen sie zu einem Dialog der Diversität ermuntern.

Kuratorin, Ausstellungsmanagement: Dr. Gabriele Mackert
Kuratorische Assistenz: Anika Manthey

Mit Kunstwerken und Designobjekten von

Jakob Lena Knebel, Marina Abramovic, John de Andrea, Peter Angermann, Adam Antes, Alexander Archipenko, Hans Arp, Älteste Volkstedter Porzellanmanufaktur , César Baldaccini, Ernst Barlach, Anna Bornemann, Eugen Bracht, Dumitru Haralamb Chipăruș, Theodorus A. C. Colenbrander, Lies Cosijn, Marcel Duchamp, Michel Erhart, Karl Fabergé, Lucien Gaillard, Hagen Häuser, Erwin Heerich, Heinrich Jobst, Axel Kasseböhmer , Kayserzinn, Christian Wilhelm Kehrer, Leonhard Kern, Heinrich Kirchner, Jan Knap, Georg Kolbe, Cornelius Kolig, Königliche Porzellan-Manufaktur, Georg von Kovats, François-Raoul Larche, Henri Laurens, Léonard Agathon, Johannes Leonhard, Loetz, Francisco López, Wilhelm Loth, Aristide Maillol, Brigitte Matschinsky-Denninghoff, Otto Modersohn, Jules Moigniez, William Morgan, Matthijs De Naiveu, Hanns Pellar, Georges Pierre, Otto Ritschl, Rozenburg, Timo Sarpaneva, Bernard Schultze, Christel Schweizer, Johann Conrad Seekatz, Nicole Six/Paul Petritsch, Kiki Smith, Friedrich Stahl, Dieter Teusch, Johann Heinrich Tischbein d.Ä, Hermann Tomada, Henry Wilson, Tapio Wirkkala, Ossip Zadkine, Friedrich Zitzmann, Zsolnay

Biographien

Jakob Lena Knebl studierte Mode bei Raf Simons an der Universität für angewandte Kunst Wien und textuelle Bildhauerei an der Akademie der bildenden Künste Wien bei Heimo Zobernig.

Bei ihren Einzelausstellungen »Oh… Jakob Lena Knebl und die mumok Sammlung«, 2017 im Museum Moderner Kunst, Mumok, Wien, und 2020 im Lentos Kunstmuseum Linz und 2021 im Musée d´art et d´histoire, MAH, Genf verwob sie als Künstlerkuratorin eigene Arbeiten mit Sammlungsbeständen.

Seit 2021 hat sie die Professur für Transmediale Kunst an der Universität für angewandte Kunst Wien inne. Mit Ashley Hans Scheirl gestaltete sie 2022 den Österreichischen Pavillon auf der Biennale in Venedig. Beide stellten 2023 im Palais de Tokyo, Paris mit dem Titel »Doppelganger!« aus. Es folgte 2024 »Passage« in der Sammlung Falckenberg der Deichtorhallen Hamburg.

Markus Pires Mata studierte Fashiondesign in Wien. 2006 gründete er mit Jakob Lena Knebl, Karin Krapfenbauer und Martin Sulzbacher das Unisex-Modelabel House of the Very Island’s in Wien. 2019 war er künstlerischer Leiter von TAKE– Festival for Independent Fashion and Arts, Wien. Er ist Lehrbeauftrager der Universität für Angewandte Kunst in Wien und DJ. Mata produzierte Knebls Pavillon 2022 auf der Biennale in Venedig und realisierte ihre Ausstellungen im Musée d’art et d’histoire Genf, 223 im Palais de Tokyo Paris und in den Deichtorhallen/Sammlung Falckenberg.

Im begleitenden Podcast ist die Kuratorin der Ausstellung, Dr. Gabriele Mackert, im Gespräch mit Jakob Lena Knebl und Markus Pires Mata. Freuen Sie sich über 30 Minuten Begeisterung für Tiere, Körperformen, Märchen und Mode.

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