Erstmalig präsentiert die Hamburger Kunsthalle in einem repräsentativen Über-blick das facettenreiche Schaffen des schwedischen Künstlers Anders Zorn (1860–1920), der in den Jahren um 1900 zu den berühmtesten Künstler:innen weltweit zählte: Er avancierte in Europa zu einem regelrechten Malerstar und in den Vereinigten Staaten ließen sich neben diversen Köpfen der amerikanischen High Society zwei Präsidenten von ihm porträtieren. Die Ausstellung umfasst rund 150 Arbeiten, darunter diverse Hauptwerke, aber auch eher selten gezeigte Gemälde und Aquarelle, seine eindrucksvollen Radierungen sowie verschiedene von ihm geschaffene Fotografien. Auf Einladung des Kunsthallen-Direktors Alfred Lichtwark hielt sich Zorn 1891 in Hamburg auf, um mehrere atmosphärische Ansichten des Hafens zu schaffen, die ebenso Teil der Schau sind.  

In einfachen Verhältnissen in der mittelschwedischen Provinz Dalarna aufgewachsen, sorgte das Jahrhunderttalent bereits während der Studienjahre an der Stockholmer Kunstakademie für Aufsehen. Schon früh folgte Zorn seinem Drang in die Ferne: In den 1880er-Jahren bereiste er Frankreich, Spanien, Nordafrika und die Türkei. Und während seiner Londoner Jahre etablierte sich Zorn auf dem englischen Kunstmarkt (1882–1885), erlebte in Paris (1888–1896) den Durchbruch des Impressionismus aus erster Hand und eroberte ab 1893 die USA im Sturm. Garant für den immensen Erfolg war neben dem Gespür für zeitgemäße Themen Zorns einzigartige technische Befähigung. Seine Werke wirken ungemein leichtfüßig und atmen eine faszinierende Spontaneität – im Gegensatz zu dem teils aufwändigen, wohlkalkulierten Schaffensprozess. Zunächst fast ausschließlich als Aquarellist tätig, wurde die Ölmalerei ab 1887 zunehmend zu seinem maßgeblichen Betätigungsfeld.

Zorn war ein schillernder, höchst wandlungsfähiger Künstler, dessen Schaffen sich – gerade auch in thematischer Hinsicht – nur schwer auf einen Punkt bringen lässt. So finden sich neben impressionistischen Elementen zugleich Facetten, die auf grundverschiedene Kunsttendenzen der Zeit, etwa die Salonmalerei, verweisen. Auch kosmopolitische Perspektiven ziehen sich durch Zorns Schaffen, die aber immer wieder von Motiven seiner schwedischen Heimat Dalarna durchkreuzt werden, wo er sich 1896 niederließ. Diese werden im Spätwerk immer bedeutender, haben das wie selbstverständlich gelebte Mensch-Natur-Verhältnis zum Thema und bestimmten zunehmend sein künstlerisches Selbstverständnis wie auch seine Identität. 

Kurator: Dr. Markus Bertsch
Assistenzkuratorin: Jana Kunst

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