Aus der Ferne kündigt er sich mit noch kaum hörbarer Sirene an, letztere wird immer lauter, bis der schwere Eisenbahnzug lautstark durch das Museum donnert – zumindest akustisch. Durch-Zug: Die Ausstellung bezieht sich im Titel auf die raumgreifende, unüberhörbare Installation cub.-bird, alex+mix 11 des deutschen Künstlers Manfred Pernice (*1963 in Hildesheim) und ist angelegt als Zwischenhalt, als Momentaufnahme einer Sammlung in ständigem Ausbau. Die Form von Pernice’ mehrteiliger Arbeit lässt minimalistische Strukturen anklingen, in Pressspan gearbeitet erinnert sie mit ihren bemalten Oberflächen indes an gelbe Kacheln bzw. an die Gestaltung öffentlicher Räume im Deutschland der Wirtschaftswunderjahre. Als Neuerwerbung spiegelt sie programmatisch die Sammlungsstrategie im Kunst
Museum Winterthur, indem die historischen Schwerpunkte der Sammlung in den 1970er Jahren gezielt in die Gegenwart überführt, die autonome Form der späten Moderne mit Inhalten angefüllt werden. Diesem Ansatz folgen die Erwerbungen der letzten Jahre, welche die Sammlung konsequent weiterschreiben. Ziel ist es, nicht einzelne Werke, sondern umfangreiche und für die Schweiz einzigartige Werkgruppen zeitgenössischer Kunstschaffender zu erwerben. Die Ausstellung ist ein Dankeschön an die zahlreichen Förder:innen und Mäzen:innen, u.a. den Galerieverein und den Kultur fonds des Kantons Zürich, vor allem aber ist sie eine Hommage an die Kunstschaffenden, welche die Museumsankäufe durch grosszügige Schenkungen substanziell erweitert haben.
Der Fokus der Ausstellung liegt bei skulpturalen, meist raumgreifenden Arbeiten und konzeptuellen Ansätzen, ergänzt durch einzelne Zeichnungsblöcke und Videoinstallationen, darunter Werkgruppen von Walead Beshty, Katinka Bock, Monica Bonvicini, David Claerbout, Thea Djordjadze, Fabrice Gygi, Bethan Huws, Karin Sander und Manfred Pernice. Durch-Zug präsentiert in Form eines Ausstellungszwischenhaltes eine Sammlung in Bewegung – entwickelt aus der Vergangenheit mit Destination Zukunft.
Kuratiert von Konrad Biterli