Félix Valloton (1865–1925) gehört zu den bedeutenden Figuren der französischen Moderne an der Wende zum 20. Jahrhundert. 2025 gilt es ein doppeltes Jubiläum zu begehen: den 100. Todestag des Künstlers und gleichzeitig seinen 160. Geburtstag. An zwei Standorten werden über 150 Arbeiten aus allen Schaffensphasen, Gattungen und Techniken gezeigt, darunter zahlreiche Hauptwerke wie das ikonische La blanche et la noire.
Der Ausstellungstitel Illusions perdues ist dem Titel eines der berühmtesten französischen Bücher des 19. Jahrhunderts entnommen – dem dreiteiligen Werk von Honoré de Balzac, der dieses als Teil seiner umfassenden Comédie humaine verstand. Auch Vallotons Kunst ist ein präzise beobachtetes und messerscharf kritisches Abbild der Gesellschaft. Dies manifestiert sich zunächst in seinen Holzschnitten und zeigt sich später immer wieder auch in seiner Malerei. Darüber hinaus gehört Valloton mit seinem Stil zu den Vertretern eines Verismus, der sich in seiner klassischen Ehrlichkeit vom Malerischen des Impressionismus abhebt, ganz ähnlich wie Balzac mit seinem Realismus zur Überwindung der schwärmerischen Romantik beigetragen hat.
Inhaltlich orientiert sich die Schau an den Verlorenen Illusionen. Denn mit der Illusion ist ein Grundthema der Malerei angesprochen, das seit jeher das Ziel eines Vortäuschens der Wirklichkeit verfolgt. Dass dieses im Zeitalter der Moderne aber zusehends verloren ging, sprach Vallotons Nabis-Freund Maurice Denis deutlicher als jeder andere aus, wenn er schrieb: »Es sollte bedacht werden, dass ein Bild, bevor es ein Schlachtpferd, eine nackte Frau oder irgendeine Anekdote ist, im Wesentlichen eine gewöhnliche Fläche ist, überzogen mit in bestimmter Weise angeordneten Farben.« Ende des 19. Jahrhunderts war dies ein ungeheuerlicher Ausspruch und er verdeutlicht: Mit dem Verlieren der Illusion sind wir definitiv in der Moderne angekommen.
Die Ausstellung im Kunst Museum Winterthur ist Teil des 2025 | Année Valloton, mit dem kulturelle Institutionen, darunter das Musée Cantonal des Beaux-Arts Lausanne und die Fondation Félix Valloton, den Künstler schweizweit mit zahlreichen Ausstellungen, Publikationen und Anlässen feiern.
Kuratiert von Andrea Lutz und David Schmidhauser