Virginia Overton (*1971 in Nashville) setzt mit ihren grossformatigen, ortsspezifischen Skulpturen seit Jahren neue Akzente. Die Amerikanerin bezieht sich in ihrer Arbeitsweise auf die Minimal Art der 1960er Jahre. Sie arbeitet raumspezifisch und verwendet bevorzugt industrielles Material, das sie im Umfeld ihrer Ausstellungsorte findet. Dieses belässt sie weitgehend unverändert und rekonfiguriert es mit seinen Spuren des Gebrauchs und der Verwitterung zu neuen Gebilden. Die Prozesshaftigkeit und Improvisation entstammen ihrer künstlerischen Strategie, Skulpturen zu bauen und zu verschrauben, statt sie zu modellieren oder aus Stein zu hauen. Sie arbeitet mit Baumaterial, Gerüsten oder Autoteilen. Es kann auch das gesamte Gebälk einer alten Scheune oder der Boden eines Abbruchhauses sein. Selbst vor einer monumentalen Werbeschrift eines Fabrikgebäudes am East River in Brooklyn machte sie nicht halt, demontierte diese und recycelte sie zu einer raumfüllenden Installation. Je nach Rohmaterial ist deshalb eine andere Verarbeitungsweise erforderlich. Diese zeigt sie als ästhetisches Element der Skulpturen immer offen. Für das Publikum werden die Objekte im Ausstellungsraum zu physisch eindrücklichen Gegenstücken, welche das menschliche Mass und die Architektur ins Verhältnis setzen.

Overton greift deshalb mit ihren Skulpturen gerne in die bestehende Architektur ein, die sie wie ein weiteres Element in ihrem künstlerischen Dispositiv einsetzt. Die Skulpturen verschmelzen mit der Umgebung und verwandeln die Räume in ausbalancierte Gefüge oder in prekäre Strukturen, die aus den Fugen zu geraten drohen. Ihre Ausstellungen wecken die Aufmerksamkeit für unsere Wahrnehmung von Raum, Werkstoffen und die Unstetigkeit unserer Umgebung, denen wir täglich meist achtlos begegnen.

Kuratiert von Lynn Kost

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