Kunsthalle Recklinghausen

Geschichte

Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs stand Deutschland vor einem Trümmerfeld. Nicht nur wortwörtlich, auch die Kunst- und Kulturlandschaft wurde im Zuge der Nationalsozialistischen Ideologie ausgedünnt und größtenteils vernichtet.
1944 fiel in Recklinghausen das Vestische Museum und mit ihm seine gesamten heimatkundlichen Bestände einem Luftangriff zum Opfer. Jahre zuvor wurden im Zuge der Aktion »Entartete Kunst« sämtliche Bestände moderner Kunst vom NS-Regime diffamiert, verschleppt und zerstört. 
Eine Ausgangslage die es der Stadt und ihren Kulturschaffenden, allen voran Franz Große-Perdekamp, ehemaligem Leiter des Vestischen Museums, erschwerte an die Vorkriegszeit anzuknüpfen. Dennoch fand 1947 auf Initiative von Große-Perdekamp und Thomas Grochowiak, eine Ausstellung zeitgenössischer Kunst in der leeren Lebensmitteletage des Kaufhauses Althoff in Recklinghausen statt. Eingeladen waren Künstler:innen des rheinisch-westfälischen Raums. Resultierend aus der Vernetzung der Kunstschaffenden instituierte sich 1947 die Künstlergruppe »junger westen« mit ihren Mitgliedern: Gustav Deppe, Thomas Grochowiak, Ernst Hermanns, Emil Schumacher, Heinrich Siepmann und Hans Werdehausen. Ein Bildhauer und fünf Maler, die für die nächsten vierzehn Jahre als lose, aber freundschaftlich eng verbundene Gruppe die Kunstlandschaft im Ruhrgebiet gen Abstraktion und Gegenstandlosigkeit führen sollten. 1950 öffnete die Kunsthalle Recklinghausen im Rahmen der vierten Ruhrfestspiele erstmalig ihre Türen für die simultan stattfindende Ausstellung Deutsche und Französische Kunst der Gegenwart. Ihr Domizil bezog sie in dem seit 1949 zum Ausstellungshaus umgebauten Hochbunker am Bahnhof der Stadt. Korrespondierend mit der Gründung der Gruppierung »junger westen« stiftete die Stadt Recklinghausen im selben Jahr erstmals den gleichnamigen Kunstpreis. Dieser wurde bis 1955 im Rahmen der Gruppenausstellungen und ihrer geladenen Gäste vergeben, bevor er ab 1956 deutschlandweit ausgeschrieben wurde. Seitdem wird ein dezidiertes Bild deutscher Nachkriegskunst, durch Aufnahme ausgewählter Künstler:innen in die Sammlung der Kunsthalle Recklinghausen, gezeichnet, welches sich als eigenständiger Sammlungsschwerpunkt am Haus manifestiert. Heute widmet sich das Ausstellungsprogramm der Kunsthalle Recklinghausen der Kunst nach 1945, insbesondere zeitgenössischen Positionen, wie den Preisträger:innen des Kunstpreises »junger westen«.

Sammlung

Die Sammlung der Kunsthalle Recklinghausen umfasst rund 3.500 Werke überwiegend des 20. und 21. Jahrhunderts. Die Anfänge der Kunstsammlung liegen in den 1920er Jahren, als man mit Gründung des Vestischen Museums neben heimatkundlichen und historischen Objekten auch sogenannte »Moderne Kunst« zu sammeln begann. Bereits 1937 wurde die noch junge Sammlung dezimiert, weil die Nationalsozialisten 37 als »entartet« verfemte Werke aus dem Museum entfernen ließen, darunter Bilder von Peter August Böckstiegel, Käthe Kollwitz, Wilhelm Morgner, Christian Rohlfs und Max Schulze-Sölde. Weitere Kunstwerke fielen der Kriegszerstörung zum Opfer und so bedeutete das Ende des Zweiten Weltkriegs auch für Recklinghausen einen absoluten Neubeginn der Ausstellungs- und Sammlungstätigkeit. Ein wesentlicher Schwerpunkt der Sammlung liegt auf Werken der 1947 in Recklinghausen gegründeten Künstlergruppe »junger westen« und dem deutschen Informel, auf Preisträger:innen des gleichnamigen Kunstpreises sowie auf einer konzentrierte Sammlung der Kunst der Moderne sowie der naiven Kunst, vorwiegend aus dem Ruhrgebiet. Trotz nur geringer Ankaufsmittel wächst die Sammlung der Kunsthalle Recklinghausen kontinuierlich. Neben den Neuerwerbungen von Werken der Träger:innen des Kunstpreises »junger westen« haben vor allem Schenkungen aus Privatbesitz und von Künstler:innen, aber auch Dauerleihgaben, etwa aus dem Kunstbesitz des Landes NRW, die Sammlung in den letzten Jahren wesentlich abgerundet.

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