Angst vor Verlust, Abschiednehmen und Tod als künstlerische Sujets begleiten Käthe Kollwitz (1867–1945) über viele Jahrzehnte ihres Schaffens. Vor allem in diesen Werken vermag sie es, allgemein Menschliches in eindringlicher Weise zum Ausdruck zu bringen – bis heute identifizieren sich Betrachter:innen mit ihren Arbeiten und finden sich darin wieder. Die Kölner Domschatzkammer zeigt vom 18.5.–10.9.2023 zehn ihrer bewegenden Zeichnungen, Druckgrafiken und Plastiken zum Thema Abschied und Tod, für deren Motivik sich die Künstlerin immer wieder an die christliche Ikonografie anlehnt.

Käthe Kollwitz zählt zu den bedeutendsten deutschen Künstler:innen des frühen 20. Jahrhunderts. Das Käthe Kollwitz Museum Köln bewahrt die weltweit umfangreichste Sammlung ihrer Werke. Seine Ausstellungsräume sind jedoch aufgrund von Baumaßnahmen vorübergehend geschlossen. In der Reihe »BEGEGNUNGEN — Käthe Kollwitz zu Gast in…« bleibt ihre Kunst weiterhin sichtbar. Die Ausstellung in der Kölner Domschatzkammer ist die zweite Präsentation in dieser Reihe: Eine außergewöhnliche Begegnung mit dem Kollwitz-Œuvre inmitten kostbarer Schätze sakraler Kunst des 4. bis 20. Jahrhunderts.

Inspiration von innen und außen
»Ich will wirken in dieser Zeit« schreibt Käthe Kollwitz 1922 im Hinblick auf die von ihr gestalteten Plakate und Flugblätter mit gesellschaftspolitscher Intention. Doch lässt sich diese Aussage auch auf ihre künstlerische Auseinandersetzung mit Werken aus dem Themenkreis Abschied und Tod beziehen: In Kollwitz‘ Bildfindungen fühlen sich Betrachterinnen und Betrachter emotional angesprochen und verstanden, besonders vor dem Hintergrund schmerzhafter Erlebnisse und Erinnerungen. Immer wieder nutzt die Künstlerin Bildideen der mittelalterlichen, kirchlich geprägten Kunstgeschichte – etwa das Motiv der Pietà oder der Schutzmantelmadonna. Allerdings sind diese bei Kollwitz nicht als Illustrationen religiöser Inhalte zu verstehen. Vielmehr greift sie Bildtraditionen auf und übersetzt sie in einen weltlichen Zusammenhang.

Häufig entstehen ihre Arbeiten in direkter Auseinandersetzung mit persönlichen Erfahrungen und Schicksalsschlägen. Besonders prägend ist etwa die lebensbedrohliche Diphterie-Erkrankung ihres älteren Sohnes Hans 1908. 1914, nur wenige Jahre später, wird sie ihren jüngeren Sohn Peter im Ersten Weltkrieg verlieren. Dieses Leid verändert nicht nur die Mutter Käthe Kollwitz, sondern auch die Künstlerin und ihr Werk. Inspiriert von ihrem Umfeld und gleichzeitig von den dramatischen politischen Ereignissen bis zu ihrem eigenen Tod 1945 spiegelt sie – wie eine Chronistin ihrer Zeit – diese Jahre des Umbruchs in ihrem Schaffen wider.

Liebe und Lassenmüssen des Geliebtesten und es halten –
immer dasselbe. Wie kommt es daß seit Jahren, vielen Jahren,
immer dasselbe in meiner Arbeit sich wiederholt?«

Käthe Kollwitz, Brief an ihren Sohn Hans, 29. Januar 1915

Die Ausstellung deckt einen Schaffenszeitraum von etwa 40 Jahren ab und zeigt die intensive Beschäftigung der Künstlerin mit diesen so persönlichen wie bewegenden Themen.

Eine Ausstellung des Käthe Kollwitz Museum Köln in Zusammenarbeit mit der Kölner Domschatzkammer

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