Emil Nolde zählt unbestritten zu den bekanntesten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Er erweist sich von Beginn an als ein Meister der Farbe, der mit ihren vielfältigen Möglichkeiten des Ausdrucks zu spielen weiß. Unter den farbstarken Expressionisten sticht Nolde mit der Radikalität und Leuchtkraft seines Kolorits strahlend hervor. Mit seiner farbgewaltigen Virtuosität gibt er dem Aquarell nicht nur in seinem eigenen Schaffen die gleiche Wertigkeit wie dem Gemälde, er erobert dieser Gattung auch ihr verlorenes gesellschaftliches Ansehen zurück. Wie zahlreiche andere Expressionisten, strebt auch Nolde zu einer Einheit von Leben und Kunst. Doch anders als vielen anderen gelingt ihm mit dem eigens entworfenen Wohn- und Atelierhaus, wo er und Ada mit den selbst geschaffenen Keramiken und Textilien leben und dem gestalteten Künstlergarten die Umsetzung. Bis heute berührt Emil Nolde zeitgenössische Künstler mit seinen malerischen Fähigkeiten und Bildwelten. Bis heute begeistert er die Menschen mit seinen expressiven und farbfreudigen Gemälden, Aquarellen, Graphiken, Skulpturen, Keramiken und kunstgewerblichen Arbeiten.
Das historische Nolde-Haus
Das von Emil Nolde selbst entworfene Wohn- und Atelierhaus Seebüll ist ein herausragendes Künstlerhaus der Modeme.
Der fast sechzigjährige Emil Nolde ist auf dem Höhepunkt seines Ruhms, als er in den 1920er-Jahren ein neues Zuhause sucht. Bis nach Hamburg streckt er die Fühler aus, um schließlich in Sichtweite des väterlichen Bauernhofes seine neue Heimat Seebüll zu finden. In Seebüll gestaltet das Ehepaar Nolde sein »Zauberheim«: Die Architektur nach seinen Entwürfen, der Garten nach gemeinsamen Überlegungen, die Inneneinrichtung teils entworfen von ihm, teils angefertigt von beiden. So entstand ein Gesamtkunstwerk, in dem das Ehepaar bis zu Adas Tod 1946 zwanzig Jahre zusammenlebte, wo auch er 1956 starb und wo die beiden nebeneinander die ewige Ruhe gefunden haben.
Mit seinen gradlinigen Formen erinnert das Gebäude an die Bauhaus-Architektur der 1920er-Jahre. Nolde hat den architektonischen Kontrast zu den reetgedeckten Friesenhöfen in der Umgebung ganz bewusst gewählt: Der Rotklinkerbau mit den schmalen Fenstern und dem flachen Dach steht auf einer Warft und erhebt sich selbstbewusst aus der flachen Landschaft.
Die original möblierten Wohnräume im Erdgeschoss sind einzusehen. Seit 2022 ist das ehemalige Atelier Noldes, ebenfalls im Erdgeschoss, wie zu seinen Lebzeiten zu erfahren: mit fantastischem Ausblick aus den Nordfenstern über die Landschaft.
Direkt über dem Atelier liegt der Bildersaal – Noldes privater Schauraum –, der 1937 aufgestockt wurde.