Liebe und Schlachtfeld. Eros und Thanatos: Die erotische Kunst von Horst Janssen erscheint in den unterschiedlichsten Spielarten und bewegt sich zwischen extremen Polen. Vom zärtlichen Liebesspiel über fantastische Szenen bis zur pervertierten Begegnung lassen sich seine Werke lesen. Wie blicken wir, in den zwanziger Jahren des 21. Jahrhunderts, auf sie?
Für diese Ausstellung haben die Kuratorinnen Dr. Sabine Siebel und Dr. Jutta Moster-Hoos Blätter aus mehr als drei Jahrzehnten ausgewählt. Das Thema hat Janssen ein Leben lang beschäftigt. In den späten 1950er Jahren, in der „aufgeräumten« Bundesrepublik der Nachkriegszeit, gelten Janssens Werke als unsittlich. In den darauffolgenden Jahren erfahren die so genannte »sexuelle Revolution« und die zweite Frauenbewegung ihren vorläufigen Höhepunkt, in der Kunst sorgt vor allem die Pop Art für neue, freizügige Darstellungen.
Privat strebt Janssen, der vaterlos aufwächst, einerseits nach Paarbeziehung und bürgerlicher Lebensform, andererseits gibt es kaum einen gesellschaftlichen Anlass, den er nicht durch provokantes Verhalten sprengt. In seiner Kunst erfindet er laszive Frauentypen; wie in einem Panoptikum begegnen ihnen andere Frauen, Männer und Mischwesen, die häufig verstörend oder dämonisch wirken. Die Kunstgeschichte, einschlägige Literatur, aber auch die Massenmedien inspirieren Janssen. Er schreibt auch selbst derbe Texte. In der Kunst ist – auch per Gesetz – scheinbar alles erlaubt.
Heute, fast 30 Jahre nach Janssens Tod, gibt es neue gesellschaftliche Erwartungen und Anforderungen. Hat die Kunst noch den Freiraum, alles darstellen zu dürfen? Ist moralische Integrität Voraussetzung für gute Kunst? Soll man Leben und Werk trennen? Wie sehen Sie das?
Eröffnung
Freitag, 13. Oktober
Die Eröffnung für alle beginnt um 19 Uhr im CORE, Heiligengeiststraße 6-8.
Es sprechen Museumsleiterin Dr. Jutta Moster-Hoos und die Kuratorin Dr. Sabine Siebel. Der Schauspieler Jens Ochlast trägt Liebesbriefe von Horst Janssen vor.