Ausstellung zum 10. Geburtstag des Kunstmuseums Ahrenshoop

Das Kunstmuseum Ahrenshoop wird 2023 zehn Jahre alt und zeigt aus diesem Anlass eine Ausstellung mit Hauptwerken der modernen Kunst auf dem Fischland und Darß. Dabei wird das Kunstschaffen in und um Ahrenshoop in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aus einer Perspektive in den Blick genommen, die die großen gesellschaftlichen und ästhetischen Umbrüche dieser Periode thematisiert und zeigt, wie Ahrenshoop daran beteiligt war.

Das Schaffen in den Künstlerkolonien steht an der Schwelle zur modernen Kunst. In neu entdeckten und besetzten, offenen Arbeits- und Erlebnisräumen außerhalb der Akademien befreiten sich junge Malerinnen und Maler von überkommener Zivilisationslast. Kein Schönheitsideal aus einer früheren Zeit stand mehr im Mittelpunkt der künstlerischen Sehnsucht, sondern das, was man direkt vor Augen sah. Es ging nun darum, unvoreingenommen die Natur zu sehen und zu fühlen, das Erfahrene in eine adäquate Form zu bringen und diese schöpferisch auszugestalten. Malerei war jetzt ein Mittel, geistiges Neuland zu erobern. Phänomene der Natur im äußeren Umfeld wie auch in der Psyche galt es zu erforschen und ihrem Wesen dabei auf den Grund zu kommen. Die meisten Strömungen der modernen Kunst entstanden aus diesem Anliegen. Sie sind ein Ausdruck dafür, wie die Menschen jener Zeit nach einer Lösung dafür suchten, dass die Welt sich vielen lange bewährten Erklärungsmustern nicht mehr fügte, dass ihre wachsende Ausdehnung, ihre zunehmende Diversität und Verschlungenheit immer weniger gesicherte Anhaltspunkte für eine geistige Verankerung boten. Nach der industriellen Revolution und dem Wissenschaftsfortschritt im 19. brachte das 20. Jahrhundert gewaltige gesellschaftliche Umbrüche und Katastrophen mit sich. Diese fanden in der Kunst auf verschiedene Arten Niederschlag – auch auf dem Fischland und Darß. Die Ausstellung im Kunstmuseum Ahrenshoop erzählt davon, wie hier das Landschafts- und auch Menschenbild der Künstlerkolonie in andere Bilder einer von der Zeit gefärbten, oft beladenen Daseinssphäre ein- und übergingen.

Auf dem Fischland und Darß sickerte die Moderne nach 1900 allmählich ein. Nachdem die Kunde von Ahrenshoop durch die erste Generation der Künstlerkolonie weit verbreitet worden war, kamen Künstlerinnen und Künstler nachfolgender Generationen in den Küstenort und seine Umgebung. Die klassische Moderne hat vor allem von Berlin aus an die Ostsee und nach Ahrenshoop ausgestrahlt. Aber auch aus dem süddeutschen Raum und anderen Landesgegenden fanden »Sommergäste«, hierher. Ihre Positionen fügen sich zu einem reichhaltigen und ästhetisch komplexen Panorama. Für die Ostseegegend insgesamt ist dieses Panorama 2011 in der Ausstellung »Sommergäste – Von Arp bis Werefkin« im Staatlichen Museum Schwerin schon einmal dargestellt worden. Mit der Beschränkung auf die Region Fischland und Darß in der Ahrenshooper Ausstellung werden nun noch andere Künstlerinnen und Künstler, als in Schwerin geschehen, sichtbar – nämlich jene, die in der besagten Zeit nicht als Sommergäste zugegen waren, sondern – wie Hans Brass, Dora Koch-Stetter, Alfred Partikel und Gerhard Marcks – auf dem Fischland und Darß ansässig wurden. Insgesamt werden etwa 75 Werke der Malerei, Grafik und Skulptur gezeigt – darunter von Kate Diehn-Bitt, Lyonel Feininger, Walter Gramatté, Dörte Helm, Cesar Klein, Walter Kröhnke, Carl Lohse, Ernst Wilhelm Nay und Louise Rösler. Die Ausstellung vermittelt eine aktualisierte Sicht auf diese Positionen, die im Kontext heutiger Ereignisse des Umbruchs in Europa und der Welt mit neuer Eindringlichkeit aufgenommen und diskutiert werden können.

Es erscheint ein umfangreich bebilderter Katalog mit einem Umfang von 100 Seiten.

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